Ich liebe die Berge. Und das Bergsteigen. Obwohl: Bergsteigen sollte ich es nicht nennen, denn ich gehe ohne Seil und schlage auch keine Befestigungshaken in den Fels. Das wäre mir dann doch ein wenig zu steil – im wahrsten Sinne des Wortes…
Nein, eigentlich meine ich Bergwandern. Aber immerhin bin ich dabei oft mehrere Stunden unterwegs. Meine längste und zugleich schönste Tour dauerte ca. 12 Stunden.
Eben weil ich die Berge liebe, verstehe ich die Faszination, die von ihnen ausgeht. Auch weiß ich, dass Menschen gerne versuchen, ihre eigenen Grenzen auszuloten und bis „ans Äußerste“ zu gehen. Dass sie dies in jeder dazu geeigneten Umgebung versuchen, also auch „am Berg“, liegt in der Natur der Sache. Denn wo, wenn nicht auf den höchsten Gipfeln dieser Welt, kann man schon bis „ans Äußerste“ gehen?
Bei all meinem Verständnis für die Liebe zum Berg und die menschliche Besessenheit, sich selbst besiegen zu wollen, kann ich aber dort nicht mehr mitgehen, wo Menschen aus eitlem Wahn ihr eigenes Leben oder das anderer gefährden.
Worin besteht die Faszination, bei Schnee und Eis und Temperaturen unter null Grad auf die Zugspitze zu laufen und dabei den Tod durch Erschöpfung zu riskieren? Was ist so reizvoll daran, den 8125 Meter hohen Nanga Parbat zu besteigen und dabei womöglich schwere Erfrierungen oder den Sturz in eine Gletscherspalte in Kauf zu nehmen? Sind all jene Skifahrer und Snowboarder tatsächlich Analphabeten, welche jedes Jahr aufs Neue die Schilder „Lawinengefahr“ ignorieren und ins unbefestigte Gelände fahren, wo sie von einem Schneebrett verschüttet werden können?
Nein, hier stößt mein Verstand an eine fundamentale Grenze. Nicht unbedingt deshalb, weil mir das bewusste sich selbst in Gefahr Bringen als veritabler Selbstmordversuch erscheint.
Wer sterben will, sollte das Recht und die Möglichkeit dazu haben.
Aber dass dadurch andere Menschen, hier in Gestalt von Bergrettern, gefährdet werden, halte ich für den Gipfel der Frechheit aller so genannten Selbstbezwinger. Wie kommen Menschen, die sich niemals freiwillig in derartige Gefahrensituationen begeben würden, dazu, die unzähligen Dummköpfe retten zu müssen, die in ihrem Wahn und ihrer Eitelkeit glauben, „es“ alleine zu „schaffen“?
Erst den „starken Mann“ markieren und dann gleichsam nach der „Mami“ um Hilfe zu rufen, ist ziemlich unmännlich. Dann lieber gleich zuhause bleiben.
Oder noch besser: Das eigene Leben dabei riskieren, möglichst vielen Menschen zu helfen, die unfreiwillig (durch Kriege, Naturkatastrophen, Krankheiten) in Not geraten sind. Das wäre doch eine echte Herausforderung, eine, die anzunehmen und zu bestehen auch mir hohen Respekt abnötigen würde – höher als der höchste Gipfel dieser Erde.
Berg heil..!