Vienna calling

Die Schlacht um die Hauptstadt ist geschlagen.

Obwohl Wien nach wie vor in roter Hand bleibt – alles andere wäre eine große Überraschung gewesen -, hat die ÖVP massiv an Stimmen und somit auch Mandaten zugelegt.

Doch nicht nur die Schwarzen sind gewachsen.

Auch Grüne und Neos haben zugelegt.

Der Verlierer des Wahltages heißt FPÖ.

Heinz-Christian Strache, der mit einer eigenen Liste angetreten ist, hat den Einzug ins Stadtparlament und somit die Chance auf einen Platz in der Wiener Landespolitik (auf „Gemeindeebene“, also auf Ebene der Bezirksräte, ist das anders) verpasst.

Dass nach Ibizia- und Spesen-Skandal überhaupt noch jemand ihm seine Stimme gegeben hat, ist verwunderlich.

Der alte und neue Bürgermeister Michael Ludwig befindet sich aufgrund des Zuwachses bei den drei Parteien ÖVP, Grüne und Neos in der komfortablen Lage, den Koalitionspartner frei wählen zu können:

Mit jeder der drei genannten politischen Gruppierungen ginge sich eine Mehrheit aus, ohne Partner nicht.

Natürlich könnte die SPÖ aufgrund dieser Ausgangslage die Grünen unter Druck setzen, es nach rund zehn Jahren in der Koalition ab sofort ein wenig billiger zu geben.

Ob die Grünen auf ein solches Spiel einsteigen sollten?

Wohl eher nicht.

Doch was würde passieren, wenn Ludwig mit den Neos oder gar mit der ÖVP in eine Regierung geht?

Die Neos würden – hoffentlich – die vor der Wahl stadtauf, stadtab gepredigten Werte beibehalten, das heißt: den Schwerpunkt auf das Thema „Bildung“ legen und die SPÖ kontrollieren, ihr nicht jede Variante von roter Freunderlwirtschaft durchgehen lassen.

Doch würde Ludwig da mitspielen?

Und könnten die Neos dieser Aufgabe wirklich gerecht werden?

Eine Zusammenarbeit mit der ÖVP hingegen würde das, was Jahre lang Usus in der Bundespolitik war, auf diejenige der Bundeshauptstadt übertragen: eine „große“ Koalition.

Das mag vielen Menschen hierzulande als eine akzeptable Option erscheinen, doch dem gelernten Wiener (und noch mehr dem gelernten Österreicher) schwant Übles:

Wenn Schwarz und Rot sich in Wien einmal einen für beide Seiten akzeptablen Proporzpakt ausgeschnapst haben, könnte es ewig so weitergehen.

Keine guten Aussichten für eine Stadt, die sich nicht nur physisch durchaus verjüngen könnte.

Die Variante SPÖ / Neos wäre etwas Neues – der Pakt mit einer ÖVP light, die vor allem mit ihrem gesellschaftspolitischen Liberalismus bei der SPÖ anschlussfähig wäre.

Was die wirtschaftspolitischen Ansichten betrifft, sind die Neos wohl nicht viel liberaler als die ÖVP.

Doch auch für an Umweltschutz interessierte Städter wären die Neos eine Alternative zu den Grünen.

Denn auch sie sind sich der Herausforderungen bewusst, die in diesem Bereich auf uns zukommen.