Notizblog

  • Aus gebildet

    Nach den gescheiterten Koalitionsverhandlungen von ÖVP, SPÖ und NEOS sowie jenen von ÖVP und SPÖ verhandeln nun die ÖVP und die FPÖ.

    Ein wichtiges Thema dabei:

    Das Budget muss saniert werden.

    Um das zu erreichen, wird laut über Einsparungsmöglichkeiten nachgedacht.

    Ein Posten, auf den es die beiden Parteien dabei abgesehen haben ist die sog. „Bildungskarenz“. Sie soll fallen, weil sie sich angeblich nicht bewährt, sprich: mehr Kosten als Nutzen gestiftet hat.

    Es ist wenig überraschend, dass vor allem linke Organisationen mit der Ankündigung der beiden Parteien ein Problem haben.

    Ein Aus für Weiterbildungsmaßen, mit denen Menschen ihre berufliche Situation verbessern könnten, geht gar nicht, noch dazu in einem Land wie Österreich, das Bildung eigentlich einen hohen Stellenwert zuschreibt.

    Doch wer sich an den Bericht des Rechnungshofs erinnert, kann dieser Argumentation nicht uneingeschränkt zustimmen.

    Die wichtigsten Punkte:

    +) Die Bildungskarenz wurde vor allem von Frauen genutzt – und zwar zu einer Art Verlängerung der Karenz.

    +) Kurse wurden eher von Menschen besucht, die ohnedies bereits über ein hohes Bildungsniveau verfügen.

    +) Viele der angebotenen (und auch gebuchten) Kurse standen in keiner nachvollziehbaren Relation zur bisherigen beruflichen Tätigkeit und ließen auch beim besten Willen keine Möglichkeit erkennen, für eine Qualifizierung zur beruflichen Weiterentwicklung beizutragen.

    Wozu braucht ein AHS-Professor für Mathematik und Physik einen Englischkurs?

    +) Die Kontrolle der Sinnhaftigkeit sowie des Erfolgs der angebotenen Weiterbildungsmaßnahmen ließ bisher stark zu wünschen übrig.

    Die Details findet man hier:

    https://www.rechnungshof.gv.at/rh/home/home/2023_11_Bildungskarenz.pdf

    Wer es prinzipiell bedauert, dass die Möglichkeit zur Weiterbildung während einer Art Auszeit vom Beruf fällt, sollte sich der Kritik des Rechnungshofs stellen – und Vorschläge dafür in die öffentliche Debatte einbringen, wie eine sinnvolle und faire Alternative zu der bisherigen Version einer Bildungskarenz aussehen könnte.

  • Der ungöttliche Götterbote

    Hermes Phettberg ist tot.

    Ich weiß nicht, wie viele Menschen, die nicht meiner Generation angehören, überhaupt wissen, wer Phettberg ist oder besser gesagt: war.

    Persönlich kennengelernt habe ich ihn nie, er ist mir bloß zwei, drei Mal in Wien über den Weg gelaufen.

    Seine TV-Show im ORF, „Phettbergs Nette Leit Show“, habe ich selten gesehen, eher zufällig, als dass sie zu einem Fixpunkt meines TV-Programms gehört hätte. Und auch „Phettbergs Predigtdienst“, der im „Falter“ erschien, habe ich nur sporadisch gelesen.

    Trotzdem war Hermes Phettberg auch aus meiner Sicht eine spannende Persönlichkeit.

    Hinter der öffentlich zur Schau getragenen Groteske in Wort und Bild – soll heißen: in Form seiner eigenen Gestalt, die er furchtlos präsentierte – schien hier ein wacher und äußerst sensibler Geist durch die Medien zu geistern, eine Art moderner Don Quijote, ein Mann, dessen Windmühlen vor allem die eigenen Traumata und Neurosen gewesen sein dürften.

    Ob eine Sendung wie „Phettbergs Nette Leit Show“ heute noch Platz im ORF finden würde? Ich glaube nicht. Dazu ist der Sender leider mittlerweile viel zu brav, viel zu Mainstream-artig, im doppelten Sinn des Wortes „artig“, geworden.

    Der Öffentlich-Rechtliche nimmt sich mit seiner flächendeckenden „political correctness“ allzu ernst, weshalb ich ihn nur mehr bedingt ernst nehmen kann.

    Eine Freakshow wie die Phettbergs wäre unmöglich, sie käme unter Dauerbeschuss von moralinsauren Dauerempörten, die ihr mindestens „Fatshaming“, wahrscheinlich aber noch viel mehr vorwerfen würden.

    Schade.

    Auf die Frage, „Frucade oder Eierlikör?“, würde man am Küniglberg wahrscheinlich die folgende Antwort bekommen:

    „Am besten weder noch.“

    Ein Grund mehr, sie für mich wie folgt zu beantworten:

    Wenn schon, dann am liebsten beides.

  • Waidmannsheil!

    Ein Blattschuss.

    Und der (wahrscheinliche) Jäger ist zugleich das Wild.

    Dem – mittlerweile – ehemaligen Chef der Tiroler SPÖ, Georg Dornauer, ist etwas gelungen, das nicht Viele zustande bringen:

    Er hat sich selbst erlegt.

    Wir erinnern uns:

    Vor ein paar Jahren vergaß Dornauer sein Jagdgewehr mit Magazin im Porsche – bei geöffnetem Fenster.

    Das brachte ihm ein Waffenverbot ein.

    Lassen wir einmal die Frage beiseite, ob es sich geziemt, dass ein SPÖ-Politiker mit dem Porsche fährt, und auch jene, ob ein solcher mit einer eher nicht linken italienischen Parlamentsabgeordneten (Alessia Ambrosi) liiert sein sollte.

    Sehen wir ebenso großzügig darüber hinweg, dass er mit dem immer noch wohlhabend lebenden Pleitier René Benko im Wald zusammen unterwegs ist.

    Aber dass Dornauer bei diesem „Ausflug“ jagen war und (wahrscheinlich) ein Wild erlegt hat, geht sich einfach nicht aus.

    Dass er so rein gar nicht versteht, dass er etwas Unrechtes getan hat, überrascht bei der oben skizzierten Persönlichkeit nicht weiter.

    Hoffentlich nimmt die SPÖ die Sache nicht ganz so locker und startet keine Wiederbelebungsversuche für ihren der eigenen Arroganz zum Opfer gefallenen Politiker.

  • Wie wäre es mit einem Dreier?

    Die Nationalratswahl ist geschlagen, erstmals hat die FPÖ den ersten Platz erreicht, mit knapp unter 30 Prozent der abgegebenen Stimmen.

    Das darf, nein, muss uns zu denken geben.

    Je nachdem, wo man sich selbst weltanschaulich einordnet, kann man das Ergebnis als Auftrag der Wähler interpretieren, der FPÖ den Kanzler zu geben (mit Ausnahme der NEOS haben alle anderen relevanten Parteien im Parlament Stimmen verloren), oder genau das nicht zu tun („Die Mehrheit der Menschen hat die FPÖ eben NICHT gewählt.“).

    Sowohl ÖVP als auch SPÖ haben sich vor der Wahl darauf festgelegt, die ÖVP hat dies sogar erst unlängst, also nach der Wahl, erneut ausgesprochen: Eine Koalition mit der FPÖ unter Herbert Kickl wird es mit ihr, der Volkspartei, nicht geben.

    Dass Herbert Kickl in die zweite Reihe zurücktritt, jetzt, wo er die FPÖ zum besten bundesweiten Wahlergebnis seit ihrem Bestehen geführt hat, ist auszuschließen.

    Würde die ÖVP ihren Chef, Noch-Kanzler Karl Nehammer, in die Wüste schicken, um eine Koalition mit den „Blauen“ realisieren zu können?

    Ich persönlich bezweifle das und zwar deshalb, weil Nehammer solide arbeitet und den Eindruck erweckt, weiterarbeiten zu wollen, wenn man ihn läßt.

    (Nach den Turbulenzen rund um Nehammers Vorgänger als Parteichef und Bundeskanzler, Sebastian Kurz, liegt dies wahrscheinlich im Interesse der ÖVP.)

    Wäre die SPÖ bereit, ihren Chef, Andreas Babler, abzusetzen, um ihrerseits mit der FPÖ in eine Regierung einzutreten?

    Das halte ich zwar für wahrscheinlicher, weil Babler nach meiner Einschätzung (zu Recht) nicht halb so fest im SPÖ-Sattel sitzt wie Nehammer in jenem der ÖVP.

    Doch ob die SPÖ wirklich willens ist, mit ihrem ideologischen Lieblingsfeind zusammenzuarbeiten?

    Schwer vorstellbar.

    Bleibt die Option einer Dreierkoalition.

    Meine eigene Präferenz bestünde in einer solchen, bei der die NEOS der Dritte im Bunde wären.

    Das hätte den Vorteil, dass diese nicht nur unter Beweis stellen könnten, was sie – erstmals in einer Bundesregierung – zusammenbringen, z.B. im Bildungsressort.

    Es könnte außerdem den Klassiker „Große Koalition“ mit frischem Wind versorgen und, da die NEOS wirtschaftspolitisch näher bei der ÖVP, gesellschaftspolitisch jedoch näher bei der SPÖ angesiedelt sind, eine Art interner Kontrollinstanz für die beiden Großparteien installieren.

  • Land unter

    Bisher kannten wir Katastrophen wie jene, die derzeit Teile von Österreich aufgrund starker, mehrere Tage andauernder Regenfälle heimsucht, nur aus dem Fernsehen.

    Doch jetzt trifft es uns.

    Das macht Angst, weil es zeigt, wie verletzlich wir doch sind, trotz unseres Wohlstands und unseres hohen zivilisatorischen und technologischen Niveaus.

    Die ernüchternde Lehre:

    Vor der Urgewalten der Natur ist niemand sicher, zumindest sollte man sich nie zu sicher sein.

    Ob die aktuellen Überflutungen das Ergebnis des Klimawandels sind oder nicht, diese Frage ist bestimmt wichtig, derzeit aber von eher akademischer Bedeutung.

    Im Moment sollte es nämlich oberste Priorität sein, jenen Menschen zu helfen, die durch das Wasser ihre Existenzgrundlage verloren haben.

    In einem nächsten Schritt wäre es wichtig, bauliche Maßnahmen zu setzen, die unser Land für künftige ähnliche Katastrophen besser schützen. Das könnten zum Beispiel diverse Dämme sein.

    Doch natürlich darf und soll man, sobald diese ersten beiden Punkte in der oben skizzierten Reihenfolge abgearbeitet worden sind, auch darüber nachdenken, wie wir den von Menschen gemachten Anteil am Klimawandel so niedrig wie möglich halten.

    Das sollte und kann man auch Klimawandel-Skeptikern verklickern:

    Selbst wenn wir nur zu einem kleinen Teil schuld am Klimawandel sein sollten, diesen Anteil noch weiter abzusenken, kann kein Nachteil sein.