Stellen Sie sich vor, Sie könnten alle Bücher einer gut sortierten Privatbibliothek in ein einziges Taschenbuch packen. Faszinierend! Ich meine dabei nicht eine Schwarte, die den Weg ins Guinness-Buch der Rekorde schafft, weil sie 20 Meter dick ist. Nein, ich spreche vom so genannten eBook, dem elektronischen Buch, das es mittlerweile in verschiedenen Varianten auf dem Markt gibt.
Technische Grundlage dieser „Ein-Hand-Bibliothek“ ist das ePaper, eine Art Kunststoff, in dem Tintenpartikel eingelagert sind (eInk, natürlich!), die durch das Anlegen einer Spannung in eine bestimmte Lage gebracht werden und somit Buchstaben, Satzzeichen und Bilder darstellen. Das Geniale daran: Strom fließt nur beim Verändern dieser elektronischen „Tintenkleckse“, sprich: beim Umblättern. Der Energieverbrauch hält sich daher in Grenzen, was eine Akkulaufzeit von mehreren Tagen ermöglicht. Da lassen sich schon ein paar Wälzer verschlingen – je nach Größe des integrierten (oder zusätzlich einsteckbaren) Speichers passen mehrere hundert bis tausend Bücher in elektronischem Format auf so ein eBook.
Außerdem kann man sich die Tageszeitung, Magazine und vieles mehr überspielen, einige Modelle können sogar wie ein Notizblock verwendet und mit einem speziellen Stift beschrieben werden. Textmarkerfunktionen erweitern den Komfort, ohne die mitgeführten Bücher unauslöschlich zu verunstalten. Perfekt für Studenten, die unterwegs oder an der Uni an Texten arbeiten wollen.
Aber natürlich ist das eBook auch deshalb genial, weil es nicht einmal so schwer ist wie ein echtes Taschenbuch, schnell in die Tasche gesteckt und am Strand, im Kaffeehaus oder im Zug wieder hervor gezaubert werden kann.
Die grauschwarze Tinte auf weißem Hintergrund verdient ihren Namen: Die Buchstaben sehen wirklich so aus, als wären sie auf Papier gedruckt und nicht so, als würden sie dem Leser von einem Computerbildschirm entgegen flimmern. Das schont die Augen.
Ich werde mir ganz bestimmt ein eBook zulegen, spätestens dann, wenn es all meine philosophischen Lieblingsbücher in günstigen elektronischen Versionen zu kaufen gibt. Derzeit sind hauptsächlich belletristische Werke erhältlich. Der Preis der eBooks selbst, also der Geräte und derjenige der einzelnen Bücher, der Dokumente, muss allerdings noch sinken. Oder die öffentliche Hand fängt an, ihren Bildungsauftrag ernst zu nehmen und fördert beides – um der guten alten Kulturtechnik des Lesens und um des Wissens seiner Bürger willen.
Man stelle sich vor, was das an Entlastung für Schulkinder und deren Lehrer bedeuten könnte: Statt schwerer Schultaschen mit einem Stoß von Büchern gefüllt nur mehr ein schlankes eBook, aus dem die Texte aller Unterrichtsgegenstände gelesen werden. Die Hausaufgaben und Schularbeiten werden ebenfalls in die auf Notizbuch-Funktion umgestellten eBooks geschrieben und in der Schule per WLAN ins Netz überspielt. Die Lehrer holen sich die Arbeiten anschließend virtuell auf den Bildschirm, um sie dort zu korrigieren.
Vom positiven Einfluss auf die Umwelt habe ich noch gar nicht gesprochen: Weniger echte Bücher bedeutet mehr Bäume in der Landschaft und weniger CO2 in der Atmosphäre. Vielleicht könnte man das Plastik des eBooks so designen, dass es nach echtem Buch riecht. Nur das Gefühl (und das Geräusch) beim Blättern ginge verloren. Aber darauf würde ich verzichten, wenn ich dafür meine 3000 Bücher in einer Hand halten könnte…