Ja, ja, es gibt sie, jene Länder, in welchen die Korruption um Lichtjahre vor jener in Österreich liegt.
Keine Frage, die gerne spöttisch als „Bananenrepubliken“ bezeichneten Staaten, wo Korruption zum Tagesgeschäft gehört, existieren und im Vergleich dazu nehmen sich die heimischen Missbrauchsfälle in Politik und Justiz, die in den letzten Wochen gehäuft ans Tageslicht gefördert werden, wie Kinderkram aus.
Aber halt – ist es wirklich legitim, die kleinen Vergehen noch kleiner zu reden, bloß, weil es anderswo viel größere gibt? Lässt sich der Einfachkiller exkulpieren, indem man auf den Massenmörder verweist?
Es ist schlimm genug, dass es all jene Vorkommnisse gibt, über die etwa der Falter-Journalist Florian Klenk seit ein paar Wochen regelmäßig berichtet. Bei weitem schlimm genug. Denn sie lassen erahnen, dass es sich dabei wohl nur um die Spitze des Eisberges handeln kann, im Verborgenen also noch viel mehr geschieht.
Natürlich steht Österreich nicht vor dem demokratischen Bankrott. Dazu gibt es – Gottlob – doch noch ein paar Menschen und Medien, als Kontrollorgane (Stichwort „die vierte Macht“), zu viel, die wacker gegen den Untergang ankämpfen.
Doch viele Menschen, die nicht zu den Spitzen der Politik und Justiz gehören, richten es sich – in ihren bescheidenen Möglichkeiten – ebenfalls. Es wäre also unsinnig, so zu tun, als gäbe es Korruption nur ganz oben.
Die Annahme, dass der Fisch beim Kopf zu stinken beginnt, trifft hier nicht zu. Wer die Möglichkeit hat, es sich zu richten, der tut das und das betrifft den Herrn Minister genauso wie den kleinen Fritzl.
Dass es selbst unter den Medien solche gibt, welche die handelnden Personen der aktuellen Skandale nach oben an die Macht und somit an die Möglichkeit zu ihrem Missbrauch geschrieben haben, sollte nicht übersehen bzw. überlesen werden.
Wer sich – zu Recht – aufregt über „die da oben“, die durch Seilschaften das System zu ihren Gunsten beugen, sollte auch vor der eigenen Tür kehren.