Heute vor genau zehn Jahren fand jene Terror-Attacke auf die USA statt, die seither unter dem Kürzel „9/11“ (in Worten: „Nine-Eleven“) firmiert.
Durch Flugzeug-Attentate von radikalen Islamisten – die zwei spektakulärsten davon auf die beiden Türme des „World Trade Center“ in New York – waren rund 3.000 Menschen ums Leben gekommen.
Waren die gezielten Flugzeug-Abstürze auf US-amerikanischem Boden zwar zeitlich befristete, punktuelle Ereignisse, so haben sie doch der Politik weltweit einen nachhaltigen Stempel aufgedrückt.
Zweifelhafte Aktivitäten, getarnt als „Selbstverteidigungsmaßnahmen“ („USA PATRIOT Act“, „Irakkrieg“, „Invasion in Afghanistan“, „Errichtung und Betrieb von Guantánamo Bay“ usw.), strengere Sicherheitsbestimmungen und die damit einhergehende Untergrabung der nationalen (und internationalen – Stichwort „Flugdaten“) Bürgerrechte waren und sind Effekte, die sich weit über die Grenzen der USA hinaus auf die Menschen auswirkten.
Dass nicht nur außerhalb der USA, sondern auch im Land selbst eine große Zahl von Menschen der Bush-Administration zutraut, von den Attacken gewusst zu haben, ja, sogar an ihnen beteiligt gewesen zu sein oder diese selbst ausgeübt zu haben, um die darauf folgenden Engagements im In- und Ausland vor der eigenen Bevölkerung und der Welt zu legitimieren, ist beängstigend.
Der Grund dafür liegt aber weniger in den kruden (und aus meiner Sicht höchst unplausiblen) Verschwörungstheorien, welche als Erklärungen für die Ereignisse des 11. September 2001 aufgeboten werden.
Wer schon einmal von der „Operation Northwoods“ (ein vom Pentagon im Jahr 1962 dem damaligen US-Präsidenten John F. Kennedy vorgelegter Plan, Terroranschläge gegen den zivilen Luft- und Schifffahrtsverkehr innerhalb der USA zu inszenieren, die man später Fidel Castro in die Schuhe hätte schieben wollen) gehört hat, muss zugeben:
Möglich ist alles.
Dennoch:
Wer den führenden Politikern bis hinauf zum Präsidenten so etwas zutraut, sagt ziemlich Erschreckendes über sich selbst und über das Land aus, dessen Staatsbürger er ist.
Haben die USA in der zehnjährigen Geschichte der Aufarbeitung von „9/11“ neben der rein technischen Ursachenforschung zum Ablauf der Ereignisse eigentlich auch die globalen politischen und sozio-ökonomischen Rahmenbedingungen untersucht, die zu einem nicht geringen Teil von den USA selbst verursacht, gefördert oder zumindest nicht verhindert wurden und die zum Hass so vieler Menschen auf das Land der „unbegrenzten Möglichkeiten“ führen konnten?
Haben sie ihre eigene Rolle im internationalen Geschehen, welche solche Terroranschläge zwar niemals rechtfertigen, aber doch (im rein psychologisch-erklärenden Sinn) verständlich machen können, ernsthaft selbstkritisch hinterfragt?
Als Barack Obama 2009 das Amt des US-Präsidenten von George W. Bush übernahm, war eine seiner ersten offiziellen Handlungen, die Schließung von „Guantánamo Bay“ unter großem internationalen Applaus anzukündigen.
Das Gefangenenlager, in welchem auf völkerrechtswidrige Weise hunderte Menschen eingesperrt wurden, ist bis auf den heutigen Tag in Betrieb.
Kann es sein, dass die „Arroganz der Macht“, die hier auf perfekte Weise zum Ausdruck kommt, verdrängt und konsequent aus der Analyse von „9/11 – ten years after“ heraus gehalten wird?