Na, klar:
Irgendwie hätte es mich überrascht, wenn nicht schon wieder etwas schief gelaufen wäre.
Nun sind es also die Briefwahlkuverts bzw. ist es deren mangelhafte Verleimung, die dazu führt, dass sie von selbst wieder aufplatzen und somit eine „geheime Wahl“ ad absurdum führen.
Sollten wir dies als Omen ansehen und das Amt des Bundespräsidenten abschaffen?
Darüber kann man diskutieren, auch wenn manche Kommentatoren dadurch einen Verlust für das System aus „Checks and Balances“ befürchten.
Doch welche Macht, vor allem, wo er sie doch nie ausgeübt hat und auch nie ausüben wird, hat der Bundespräsident (die Bundespräsidentin) denn schon?
In der Theorie mag sie groß sein, in der Praxis beschränkt sich die Funktion darauf, dass ihr Träger zu Repräsentationszwecken die Welt bereist, an bestimmten Tagen (Weihnachten, Neujahr, am Nationalfeiertag usw.) Reden hält und ansonsten als lebendes Museumsstück in der Hofburg für Kinder und Touristen ausgestellt wird.
Aber das kann und soll meinetwegen auch so bleiben.
Bedenklicher ist der Vorstoß der FPÖ, die Briefwahl aufgrund der Zores, die wir heuer bereits mit ihr hatten, aufzugeben.
Das ist ein Vorstoß, der aus wahltaktischen Gründen unternommen wird:
Die Briefwahlstimmen kommen zumeist von eher gebildeteren Menschen, die in Zweitwohnsitzen, auf beruflichen Auslandsreisen oder wegen ihres dauerhaften Auslandsaufenthaltes auf die Möglichkeit angewiesen sind, ihre Stimme „überall auf der Welt“ abgeben zu können.
Diese Menschen sind statistisch betrachtet eher Wählerinnen und Wähler von Alexander Van der Bellen als von Norbert Hofer.
Dass die FPÖ, die normalerweise bei jeder Gelegenheit auf die Stimme des Volkes setzt, diesem Volk nun ein Mittel, seine Stimme zum Ausdruck zu bringen, nehmen möchte, ist ein Treppenwitz der Geschichte dieser Partei.
Die Wahlkartenwahl sollte selbstverständlich bleiben.
Dass ihr Prozedere und die rechtlichen Rahmenbedingungen verbesserungsbedürftig sind, steht jedoch außer Frage.