#methree

Ich wurde bereits (von Frauen und Männern) belästigt, ich habe schon misslungene Annäherungsversuche Frauen gegenüber unternommen und ich bin schon ein paar Mal eingeschritten, wenn Frauen von anderen Männer belästigt wurden.

Drei meiner (mittlerweile ehemaligen) Chefinnen haben mich „angebaggert“, mehr oder weniger subtil. In jedem Fall aber war dies aus meiner Sicht unprofessionell. Niemals würde ich, wenn ich irgendwo „Chef“ wäre, mit einer Mitarbeiterin anbandeln. Denn das hielte ich für unseriös, ganz egal, wie nett auch immer es ablaufen würde und selbst dann, wenn die Frau prinzipiell interessiert wäre. Doch das ist meine persönliche Position in dieser Frage, die ich nicht verallgemeinert wissen will. Hier soll jeder Mensch es halten, wie er will.

Andererseits habe auch ich schon, nüchtern oder „angeheitert“ (das macht keinen Unterschied, weil ich im betrunkenen Zustand nichts tue, was ich nicht auch nüchtern tun würde), Frauen Komplimente gemacht oder sie mehr oder weniger offensiv verbal „angemacht“. In manchen Fällen stieß dies nicht auf Gegenliebe, woraufhin ich meine Annäherungsversuche sofort eingestellt habe. Diese missglückten „Flirts“, für die ich mich jedes Mal entschuldigt habe, waren mir noch Tage danach peinlich.

Auf einer Firmenfeier eingeladen, beobachtete ich, wie einer der Chefs in ziemlich alkoholisiertem Zustand einer Mitarbeiterin, die neben ihm auf der Couch saß, die Hand auf den Oberschenkel legte. Auf ihren Hilfe suchenden Blick in meine Richtung stand ich auf und setzte mich zwischen sie und ihren Chef.

Wenn jetzt Frauen (und Männer) ihre Geschichten über unerwünschte Belästigungen öffentlich ausbreiten, finde ich das einerseits richtig und wichtig. Wahrscheinlich ist das Bewusstsein für diese Thematik in unserer Gesellschaft noch nicht groß genug.

Andererseits beunruhigt mich, wie viele Frauen (Feministinnen?) sich ausschließlich auf die „Täter“ konzentrieren und starke Frauen, wie Nina Proll, attackieren, die sich gegen das, was sie nicht wollen, selbst zur Wehr setzen, aber nicht alles, was ihnen von Männern „angetan“ wird (z.B. „verbale Belästigungen“), gleich als Bedrohung ihrer Würde ansehen.

Damit ich nicht missverstanden werde: Ich finde Belästigung vollkommen inakzeptabel.

Doch es macht keinen Sinn, wenn Frauen ausschließlich nach strengeren Gesetzen rufen, aber darauf verzichten, jene Möglichkeiten, die ihnen selbst unmittelbar zur Verfügung stehen, zu nutzen.

Ich habe keine Kinder, doch wenn ich eine Tochter hätte, würde ich zu ihr sagen: „Wenn dich jemand belästigt, dir ohne dein Einverständnis die Hand auf den Hintern oder wohin auch immer legt, dann gib ihm sofort eine Ohrfeige!“

Viele Feministinnen sagen: „Die Männer sollen gefälligst ihre Hände bei sich behalten, das ist deren Verantwortung, die darf man nicht den Frauen umhängen!“

Ja, klar, natürlich sollen Männer das tun.

Doch was mache ich als Frau, wenn mir ein Mann begegnet, der das nicht beherzigt? Lasse ich es geschehen und denke mir: „Der darf das jetzt nicht tun! Der darf das jetzt nicht tun! Der darf das jetzt nicht tun!“?

Es geht nicht um eine Täter-Opfer-Umkehr, sondern darum, dass Frauen lernen müssen, „Nein!“ zu sagen und ihrem „Nein!“ notfalls auch Taten folgen zu lassen.

Dass die Beweislastumkehr eingeführt wird, wie das manche Feministin fordert, hoffe ich nicht, denn das wäre ein Rückschritt in unserem Rechtssystem.

Dass jede Frau in jeder Situation einen persönlichen Bodyguard dabei hat, wird auch nicht passieren.

Vielleicht wäre es klüger, wenn Feministinnen Frauen wie Nina Proll nicht als Verräterinnen an ihrer Sache sehen, sondern als Vorbilder:

Ja, man kann auch als Frau stark sein, sogar in einer von Männern dominierten Welt. Und wenn man nicht alles allzu ernst nimmt, ist diese Welt vielleicht gar nicht mehr so männerdominiert. Wer bereit ist, so zu denken, wird stärker und freier.

Bei viele Feministinnen habe ich jedoch den Eindruck, dass sie gar nicht wollen, dass Frauen stark und frei sind. Anstatt ihre „Klientinnen“ vollständig zu befreien, tauschen sie bloß deren vermeintliche oder tatsächliche Abhängigkeit vom Patriarchat gegen eine neue – diejenige vom Feminismus und seiner Definitionshoheit darüber, was DEN Frauen gefallen darf und was nicht.

Was als „Belästigung“ anzusehen ist und was eher „Belustigung“ auslöst, kann jedoch niemals das Ergebnis einer für alle gleichermaßen gültigen inhaltlichen Definition durch einzelne Frauen, hier: Feministinnen sein. Was der eine Mensch als Kompliment ansieht, ist für den anderen bereits ein Übergriff und sei es „nur“ ein verbaler.

Die Kriterien, was eine Frau wie bewertet, sollte jede selbst entwickeln – ohne Vorgabe von Männern. Und ohne Vorgabe anderer Frauen.