Der vorsokratische Philosoph Heraklit (ca. 520 bis 460 v. Chr.) wurde als „dunkel“ bezeichnet, weil der tiefere Sinn seiner Gedanken nur schwer zu verstehen ist.
Es war Heraklit, der die Meinung vertrat, dass alles sich in permanenter Bewegung, genauer gesagt: Veränderung befindet.
Wenn wir der Meinung sind, dass es stabile Verhältnisse gäbe, dass Dinge sich selbst gleich bleiben, so widerspricht Heraklit, indem er darauf hinweist, dass alles ständig im Fluss sei.
Ein bekanntes Zitat des „Dunklen“ lautete:
„Der Krieg ist der Vater aller Dinge.“
Doch damit endet der Gedanke Heraklits nicht, denn er führt ihn fort:
„Die einen macht er zu Göttern, die andern zu Menschen, die einen zu Sklaven, die andern zu Freien.“
Seit etwa drei Wochen findet auf europäischem Boden zum ersten Mal seit langem wieder eine kriegerische Auseinandersetzung statt (davor waren es die Kriege auf dem Balkan, als das frühere Jugoslawien sich in mehrere Staaten auflöste).
Dass der Krieg, den Russland derzeit in der Ukraine führt, zumindest auf einer Seite tatsächlich Götter und Freie gebiert, ist höchst unwahrscheinlich.
Denn wie auch immer er enden mag, Verlierer werden sich wohl auf beiden Seiten finden.
Man muss Heraklit also widersprechen:
Der Krieg ist kein Vater. Denn Väter zeugen neues Leben. Was der Krieg hingegen zeugt, ist Tod und Verderben.