Der ungöttliche Götterbote

Hermes Phettberg ist tot.

Ich weiß nicht, wie viele Menschen, die nicht meiner Generation angehören, überhaupt wissen, wer Phettberg ist oder besser gesagt: war.

Persönlich kennengelernt habe ich ihn nie, er ist mir bloß zwei, drei Mal in Wien über den Weg gelaufen.

Seine TV-Show im ORF, „Phettbergs Nette Leit Show“, habe ich selten gesehen, eher zufällig, als dass sie zu einem Fixpunkt meines TV-Programms gehört hätte. Und auch „Phettbergs Predigtdienst“, der im „Falter“ erschien, habe ich nur sporadisch gelesen.

Trotzdem war Hermes Phettberg auch aus meiner Sicht eine spannende Persönlichkeit.

Hinter der öffentlich zur Schau getragenen Groteske in Wort und Bild – soll heißen: in Form seiner eigenen Gestalt, die er furchtlos präsentierte – schien hier ein wacher und äußerst sensibler Geist durch die Medien zu geistern, eine Art moderner Don Quijote, ein Mann, dessen Windmühlen vor allem die eigenen Traumata und Neurosen gewesen sein dürften.

Ob eine Sendung wie „Phettbergs Nette Leit Show“ heute noch Platz im ORF finden würde? Ich glaube nicht. Dazu ist der Sender leider mittlerweile viel zu brav, viel zu Mainstream-artig, im doppelten Sinn des Wortes „artig“, geworden.

Der Öffentlich-Rechtliche nimmt sich mit seiner flächendeckenden „political correctness“ allzu ernst, weshalb ich ihn nur mehr bedingt ernst nehmen kann.

Eine Freakshow wie die Phettbergs wäre unmöglich, sie käme unter Dauerbeschuss von moralinsauren Dauerempörten, die ihr mindestens „Fatshaming“, wahrscheinlich aber noch viel mehr vorwerfen würden.

Schade.

Auf die Frage, „Frucade oder Eierlikör?“, würde man am Küniglberg wahrscheinlich die folgende Antwort bekommen:

„Am besten weder noch.“

Ein Grund mehr, sie für mich wie folgt zu beantworten:

Wenn schon, dann am liebsten beides.