Vertrauen ist wertvoll – und muss daher teuer sein

Nun haben sie es also auch getan, die Wiener Grünen:

Gelogen.

Die Wiener Vize-Bürgermeisterin Maria Vassilakou hat vor der Wahl angekündigt zurückzutreten, sollten die Grünen Verluste einfahren.

Bereits am Wahlabend, als feststand, dass die Grünen rund ein Prozent (und somit ein Mandat) gegenüber der Wahl von 2010 eingebüßt hatten, war plötzlich alles anders und Vassilakou darum bemüht, zurückzurudern.

In den darauffolgenden Stunden folgten halbgare Ausreden und Entschuldigungen.

Ein Fehler sei es gewesen, den sie bedauere, aber sie wolle im Amt bleiben, noch dazu, wo ihre MitstreiterInnen ihr das Vertrauen ausgesprochen hätten.

Wie würden die Grünen reagieren, wenn Michael Häupl, trotz seiner Ansage von vor der Wahl, mit der Strache-FPÖ unter keinen Umständen zu koalieren, nun plötzlich eine SPÖ-FPÖ-Koalition ausrufen und Kritik unter Erinnerung an sein Versprechen mit dem Hinweis auf einen „Fehler“ ausräumen würde?

Die Grünen würden ihn zu Recht der Lüge zeihen.

Aber ist es dann legitim, wenn die Grünen, die letzte aller bereits seit mehreren Jahren im österreichischen Polit-Betrieb aktiven Parteien, die sich solche Lügen noch nicht geleistet haben, eine solche Lüge ihrer Wien-Chefin Vassilakou durchgehen lassen?

Nein.

Gerade weil die Grünen bisher eine „anständige“ Partei waren und bei jeder Gelegenheit den moralischen Finger in die Wunden ihrer politischen Mitbewerber gelegt haben, dürfen sie jetzt nicht demselben Fehler erliegen wie alle anderen:

Politik zu einem reinen Strategie-Spiel verkommen zu lassen.

Wenn die Grünen ihre Glaubwürdigkeit bewahren wollen, müssen sie Maria Vassilakou an ihr Versprechen erinnern und zum Rücktritt veranlassen. Auch wenn das noch so teuer für die bisherige Vizebürgermeisterin sein mag.

Der Partei selbst kann es nur Pluspunkte bringen:

ein weiterhin starkes Vertrauen von Seiten der WählerInnen der Grünen.