Gute Menschen & das Glück

Soeben sind meine beiden Bücher

„Gut Mensch“ (Goldegg Verlag) und

„Glück“ (facultas.wuv)

erschienen.

ZUM INHALT von „Gut Mensch“

„Gut Mensch“ ist eine allgemein verständlich geschriebene Abhandlung über Ethik, sprich: Moralphilosophie.

Zunächst werden die für das Thema wichtigsten Grundbegriffe wie z.B. „Freiheit“, das „Gute“, „Sollen“ erläutert. Anschließend gehe ich auf die bekanntesten Versuche ein, Moral zu begründen, unter Rückgriff auf „Gott“, die „Natur“, das „Gewissen“ usw. Diesen eher allgemeinen Ansätzen folgt eine Darstellung der wichtigsten „klassischen Positionen“, von Aristoteles über Kant und den Utilitarismus (Bentham, Mill) bis hin zur Diskursethik (hier: nach Habermas) und dem interessenbasierten Ansatz von Norbert Hoerster.

Die letzten sechs Kapitel von „Gut Mensch“ diskutieren die aus meiner Sicht spannendsten Themenkomplexe der so genannten „angewandten Ethik“. Dies sind unter anderem „Bioethik“, „Tierethik“ und „Wirtschaftsethik „.

ZUM INHALT von „Glück“:

„Glück“ ist kein Ratgeber im üblichen Sinne, sondern eine kulturhistorische Abhandlung: Was haben antike Mythologie, Märchen und Volkssagen, was Theologie, Philosophie und politische Theorie, was Psychologie und Glücksforschung zum Thema „Glück“ herausgefunden?

„Glück“ ist Teil einer aus zehn Bänden bestehenden und von Konrad Paul Liessmann heraus gegebenen Reihe mit dem Titel: „Grundbegriffe der europäischen Geistesgeschichte“. Weitere Bände aus dieser Reihe sind etwa „Freiheit“, „Gerechtigkeit“, „Macht“, „Wahrheit“, „Tod“.

Land unter

Ja, ja, es gibt sie, jene Länder, in welchen die Korruption um Lichtjahre vor jener in Österreich liegt.

Keine Frage, die gerne spöttisch als „Bananenrepubliken“ bezeichneten Staaten, wo Korruption zum Tagesgeschäft gehört, existieren und im Vergleich dazu nehmen sich die heimischen Missbrauchsfälle in Politik und Justiz, die in den letzten Wochen gehäuft ans Tageslicht gefördert werden, wie Kinderkram aus.

Aber halt – ist es wirklich legitim, die kleinen Vergehen noch kleiner zu reden, bloß, weil es anderswo viel größere gibt? Lässt sich der Einfachkiller exkulpieren, indem man auf den Massenmörder verweist?

Es ist schlimm genug, dass es all jene Vorkommnisse gibt, über die etwa der Falter-Journalist Florian Klenk seit ein paar Wochen regelmäßig berichtet. Bei weitem schlimm genug. Denn sie lassen erahnen, dass es sich dabei wohl nur um die Spitze des Eisberges handeln kann, im Verborgenen also noch viel mehr geschieht.

Natürlich steht Österreich nicht vor dem demokratischen Bankrott. Dazu gibt es – Gottlob – doch noch ein paar Menschen und Medien, als Kontrollorgane (Stichwort „die vierte Macht“), zu viel, die wacker gegen den Untergang ankämpfen.

Doch viele Menschen, die nicht zu den Spitzen der Politik und Justiz gehören, richten es sich – in ihren bescheidenen Möglichkeiten – ebenfalls. Es wäre also unsinnig, so zu tun, als gäbe es Korruption nur ganz oben.

Die Annahme, dass der Fisch beim Kopf zu stinken beginnt, trifft hier nicht zu. Wer die Möglichkeit hat, es sich zu richten, der tut das und das betrifft den Herrn Minister genauso wie den kleinen Fritzl.

Dass es selbst unter den Medien solche gibt, welche die handelnden Personen der aktuellen Skandale nach oben an die Macht und somit an die Möglichkeit zu ihrem Missbrauch geschrieben haben, sollte nicht übersehen bzw. überlesen werden.

Wer sich – zu Recht – aufregt über „die da oben“, die durch Seilschaften das System zu ihren Gunsten beugen, sollte auch vor der eigenen Tür kehren.

Hau den Rogan?

Der österreichische Schwimmer Markus Rogan wurde, eigenen Angaben zufolge, in einer italienischen Diskothek von vier Türstehern verprügelt.

Die Aussage der Türsteher fällt, erwartungsgemäß, anders aus: Rogan hätte, stark alkoholisiert und mit einer zerbrochen Flasche in der Hand, im Lokal getanzt, wäre als Gefahr für die übrigen Besucher eingestuft und daher von den Security-Männern nach draußen gebracht worden.

Daraufhin wollte er sich angeblich wieder in die Disko zurück schleichen, wäre dabei über einen Zaun gekraxelt, hinunter gefallen und hätte sich im Zuge dieses Sturzes selbst verletzt.

Hier steht Aussage gegen Aussage und es ist sehr unwahrscheinlich, dass jemals geklärt werden kann, wer die Wahrheit sagt und wer lügt. Beide Seiten werden wohl „ihre“ Zeugen finden.

Dominic Heinzl, Anchorman von „Hi Society“, der Boulevardsendung auf ATV, scheint, im Unterschied zum Rest der österreichischen Journalisten, Informationen zu besitzen, die Rogan als Lügenbaron überführen könnten.

Zumindest klingt es danach, denn in seiner Sendung führt er den – so oder so – geprügelten Sportler süffisant vor, informiert sogar – „neutral“ – über eine Internetseite, auf der man Rogan in einem Computerspiel schlagen, nein, nicht im spielerisch-sportlichen, sondern im wörtlichen Sinn, also verprügeln könne und lässt gegen Ende der Sendung den Skifahrer Rainer Schönfelder zu Wort kommen, der zu Ehrlichkeit aufruft und damit ebenfalls implizit unterstellt, Rogan könnte vielleicht doch…

Man kann Markus Rogan mögen oder auch ob seiner – angeblichen – Arroganz für unsympathisch halten. Ob er jedoch lügt oder nicht, ist bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht entschieden.

Nach österreichischem Recht gilt bis zum Beweis des Gegenteils – Gottlob – noch immer die Unschuldsvermutung.

In Dominic Heinzls Sendung „Hi Society“ aber offenbar nicht.

Freiwillig in die Unfreiheit?

46 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher sind mit der Demokratie unzufrieden. Also knapp weniger als die Hälfte.

Zu diesem Ergebnis kommt die soeben vorgestellte Studie „Die Österreicher innen – Wertewandel 1990 bis 2008“.

Eine weitere beängstigende Erkenntnis dieser Studie:

21 Prozent könnten sich einen „starken Mann“ vorstellen, der weder durch Wahlen, noch durch das Parlament in seinem Schalten und Walten beeinflusst wird.

Kein Wunder, wo unsere Landsleute doch demokratischen Institutionen wenig Sympathie entgegen bringen:

Die Österreicherinnen und Österreicher vertrauen der EU (26 %) und dem heimischen Parlament (28 %) weniger als der Kirche (36 %).

Sollte uns das beunruhigen?

Auf jeden Fall.

Der Zweite Weltkrieg und das Ende des totalitären Regimes der Nationalsozialisten liegen über 60 Jahre zurück.

Winston Churchill, ehemaliger Premierminister Großbritanniens, noch geprägt von den Ereignissen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, war zwar nicht so naiv, zu glauben, die Demokratie wäre die perfekte Staatsform. Aber in seiner berühmten Rede vor dem britischen Unterhaus vom 11. November 1947 stellte er dennoch ziemlich klar fest:

„Es heißt ja, Demokratie ist die schlechteste Regierungsform – mit Ausnahme all der anderen Formen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert worden sind.“

Müssen wir wirklich wieder erleben, wie es ist, unter einem „Führer“ zu leben, um zu erkennen, dass Churchill Recht hatte?

Schule machen

Besonders nett ist es nicht, dass der ÖVP-Vizekanzler und Finanzminister Josef Pröll seiner Kollegin im Unterrichtsressort, Claudia Schmied (SPÖ), bei ihrer Auseinandersetzung mit der Lehrergewerkschaft in den Rücken fällt. Er hätte „Verständnis“ für die Pädagogen, denn wer würde sich schon freiwillig mehr Arbeit um das gleiche Geld aufbrummen lassen.

Doch was hat das Wort „nett“ in der Politik verloren? Hier geht es um Macht, deren Erhalt und – wenn möglich – auch gleich um ihre Vermehrung.

Die Frage ist nur, was Josef Pröll mit seinem Vorgehen machtstrategisch bezweckt. Die einzige Ministerin abzuschießen, die mit beinahe rührender Courage versucht, das von ihr als richtig Erkannte durchzusetzen, ist nicht besonders klug. Da muss man nicht erst die Frage stellen, ob Schmied sich mit ihrer Vorgangsweise nicht zumindest PR-technisch selbst beschädigt hat und ob ihre Ideen der Weisheit letzter Schluss sind.

Ein seriöser Finanzminister hat die Art und Weise, wie seine Ministerkollegin ihre Hausaufgaben erledigt, nicht zu kommentieren. Noch viel weniger, wenn er selbst für die Geldknappheit zuständig ist, die (vielleicht) solch harte Maßnahmen wie unbezahlte Überstunden erfordert.

Prölls strategischer Missgriff zeigt außerdem, was die ÖVP-Minister sich von ihrem Parteikollegen im Finanzressort erwarten können; und falls dies etwas anderes sein sollte, als das, was er der Unterrichtsministerin gönnt, würde die SPÖ das bestimmt (zu Recht) thematisieren.

Wenn Claudia Schmied wirklich Courage hat, macht sie ernst mit ihrer Ankündigung und tritt zurück. Damit würde sie nicht nur ein starkes politisches Zeichen setzen. Sie würde außerdem der Regierungsspitze zeigen, was Strategie ist:

Eine Ministerin, die ihre Verantwortung vor die eigenen Interessen reiht, brächte kuschelnde Kanzler und Vizekanzler in Bedrängnis. Gleichzeitig könnte sie damit die Lehrergewerkschaft schwächen und ihren Nachfolger im Unterrichtsressort mit mehr Macht ausstatten. Dass der (oder die) dann mit dem gleichen Widerstand zu rechnen haben würde, ist unwahrscheinlich.

PS: Beruhigend zu erfahren, dass wenigstens die Schüler dem Streikaufruf der Schülerunion (ÖVP) nicht im großen Stil nachzukommen scheinen. Sich nicht für die Interessen der Lehrer (ob berechtigt oder nicht) instrumentalisieren zu lassen, zeugt von großer Bildung. Ein Schulsystem, das solche Jugendliche heran zieht, kann nicht ganz schlecht sein.

Kein Kreuzerl fürs Kreuz

Die Aktion „Pro Reli“ hat in Berlin eine Abfuhr erhalten. Zu Recht. Die Initiative wollte den verpflichtenden Ethik-Unterricht an den Schulen abschaffen und stattdessen die Wahlmöglichkeit einführen zwischen Religions- und Ethik-Unterricht.

Warum jedoch sollte ein säkularer Staat, hier: eine säkulare Stadt auf die Möglichkeit zur moralischen Bildung ihrer Bürger verzichten und der Religion den gleichen Stellenwert einräumen wie der areligiösen Erziehung?

Die Anhänger von „Pro Reli“, die sich gegen die säkulare Bevormundung der Stadt in Gestalt des verpflichtenden Ethik-Unterrichts stellten, wollten ihrerseits die Pflicht zur Wahl zwischen Religion und Ethik ab der ersten Schulklasse.

Für die Vertreter des Status quo, also des vorgeschriebenen Ethik-Unterrichts, ist es hingegen auch weiterhin möglich, dass Schüler zusätzlich zum Fach Ethik freiwillig Religionsunterricht nehmen.

Warum ist es so wichtig, dass es keine Pflicht zur Wahl zwischen Religions- und Ethik-Unterricht gibt? Weil die beiden – aus Sicht der säkularen Gesellschaft – eben nicht gleichwertig sind und daher auch nicht gleich berechtigt Teil der allgemeinen, verpflichtenden Schulbildung sein sollten.

(Das wäre übrigens so ähnlich, als würde darüber abgestimmt – und viele, vor allem US-amerikanische Konservative wollen gerade das -, ob Schüler die verpflichtende Wahl haben zwischen Biologie-Unterricht in Gestalt der „Evolutionstheorie“ und der „gleich berechtigten“ Alternative in Form einer religiösen „Schöpfungslehre“.)

Der areligiöse Ethik-Unterricht zeichnet sich im Idealfall als ein für alle Menschen, unabhängig von ihren individuellen religiösen Überzeugungen, verpflichtendes Programm des friedlichen Zusammenlebens aus. Er hat daher das Potenzial zum Verbinden. Verschiedene Formen des Religionsunterrichts betonen dagegen – zwangsläufig – das Trennende zwischen sich und ihren Konkurrenten.

Während Ethik also das „alle Menschen werden Brüder“ in den Mittelpunkt stellt, befördert der verpflichtende Religionsunterricht (auch wenn er „frei gewählt“ wurde) den „Clash of Civilizations“.

Es wäre außerdem naiv zu glauben, alle Eltern würden ihre Kinder frei wählen lassen. Die säkulare Gesellschaft hat ein Recht darauf, Kinder vor ihren Eltern und deren Traditionalismen zu schützen – zugunsten einer modernen, aufgeklärten Gesellschaft, in der alle Platz haben. Auch die Anhänger eines zusätzlich angebotenen freien Religionsunterrichts.

Wenn schon schießen, dann scharf..!

Ein Amokläufer stürmt in eine deutsche Schule, erschießt mehr als ein Dutzend Menschen und tötet anschließend sich selbst. Die Waffe konnte er bequem von zuhause mitnehmen, hat sein Vater doch rund 15 Stück davon. Er ist schließlich „Sportschütze“.

Endlich, es war nur eine Frage der Zeit, schießen sich die österreichischen Parteien auf den einzigen Politiker ein, der öffentlich dafür eintritt, die Waffengesetze zu liberalisieren, um besonders gefährdeten Berufsgruppen, wie Ärzten (wieso eigentlich? Weil sie Racheakte im Zuge von Kunstfehlern befürchten müssten?), Trafikanten („Her mit den Tschik, sonst kracht ’s, und dann geben Sie mir noch an ganzen Lottoschein!“), Richtern (wahrscheinlich, weil die immer wieder im Falle von Fehlurteilen auf offener Straße von Angehörigen der Inhaftierten überfallen werden) und Polizisten (haben die nicht ohnedies eine Dienstwaffe?) Selbstschutz zu ermöglichen:

FPÖ-Chef Heinz Christian Strache.

Dieser hat nach dem Amoklauf von Winnenden seine Haltung zum Thema „Waffenbesitz“ nur unmerklich nachkalibriert.

Für die ÖVP ist der bekennende Fan von Arnold Schwarzenegger schlicht ein „Möchtegern-Terminator“. Sehr lustig. Vor allem von einer Partei, die ein ausgewiesenes Naheverhältnis zu Upper Class-Hobby-Jägern und Waffenlobbyisten hat.

Dass das BZÖ seinem politischen Gottseibeiuns Strache keine Rosen für seine Ideen streuen würde, war zu erwarten. Für die Orangen ist der Blaue ein „politischer Amokläufer“, der Tote in Kauf nähme, um „einige Wählerstimmen zu erhaschen“. Dass schon ein harmloser VW Phaeton genügt, um aus einem volltrunkenen Autofahrer einen Mörder zu machen, hat man im zweiten ganz rechten Lager bereits wieder vergessen.

Für die SPÖ würden sich Straches Wortspenden gerade nach dem Vorfall in Deutschland „von selbst richten“ (eine interessante Wortwahl in Anbetracht des Amokläufers, der sich am Ende seines mörderischen Feldzuges selbst erschossen hat). Jägern, Sportschützen und Sammlern, die im Rahmen des Gesetzes agieren, zollen die Roten auch weiterhin ihren Respekt.

Selbst nach Ansicht der Grünen, die in Strache einen „Schutzpatron von potenziellen Amokläufern“ erkennen wollen, soll privater Waffenbesitz zwar insgesamt verboten, Jäger und Sportschützen von diesem Verbot jedoch ausgenommen werden.

Dass Polizisten und Jäger aus Berufsgründen über Waffen verfügen, ist wohl nicht zu vermeiden.

Aber warum, beim Heiligen Hubertus, muss es Waffensammler und Sportschützen geben? Man komme mir nicht mit dem berühmten Küchenmesser, das in den falschen Händen zur praktischen Mordwaffe werden kann. Zu welchem Zweck wurden Feuerwaffen denn erfunden? Jeder, der als „Sportschütze“ irgendwo, und sei es auf einem gesicherten Schießstand oder bei Wettkämpfen, damit herum ballert, jeder „Sammler“, der sich an der technischen Finesse von Waffen erfreut, hält Geräte in der Hand, die ursprünglich nur zu einem einzigen Zweck erfunden wurden:

Um jemand anderen damit zu töten.

Was für interessante Hobbys.

Fast so spannend wie das Spielen von Killerspielen.

Die Ein-Hand-Bibliothek

Stellen Sie sich vor, Sie könnten alle Bücher einer gut sortierten Privatbibliothek in ein einziges Taschenbuch packen. Faszinierend! Ich meine dabei nicht eine Schwarte, die den Weg ins Guinness-Buch der Rekorde schafft, weil sie 20 Meter dick ist. Nein, ich spreche vom so genannten eBook, dem elektronischen Buch, das es mittlerweile in verschiedenen Varianten auf dem Markt gibt.

Technische Grundlage dieser „Ein-Hand-Bibliothek“ ist das ePaper, eine Art Kunststoff, in dem Tintenpartikel eingelagert sind (eInk, natürlich!), die durch das Anlegen einer Spannung in eine bestimmte Lage gebracht werden und somit Buchstaben, Satzzeichen und Bilder darstellen. Das Geniale daran: Strom fließt nur beim Verändern dieser elektronischen „Tintenkleckse“, sprich: beim Umblättern. Der Energieverbrauch hält sich daher in Grenzen, was eine Akkulaufzeit von mehreren Tagen ermöglicht. Da lassen sich schon ein paar Wälzer verschlingen – je nach Größe des integrierten (oder zusätzlich einsteckbaren) Speichers passen mehrere hundert bis tausend Bücher in elektronischem Format auf so ein eBook.

Außerdem kann man sich die Tageszeitung, Magazine und vieles mehr überspielen, einige Modelle können sogar wie ein Notizblock verwendet und mit einem speziellen Stift beschrieben werden. Textmarkerfunktionen erweitern den Komfort, ohne die mitgeführten Bücher unauslöschlich zu verunstalten. Perfekt für Studenten, die unterwegs oder an der Uni an Texten arbeiten wollen.

Aber natürlich ist das eBook auch deshalb genial, weil es nicht einmal so schwer ist wie ein echtes Taschenbuch, schnell in die Tasche gesteckt und am Strand, im Kaffeehaus oder im Zug wieder hervor gezaubert werden kann.

Die grauschwarze Tinte auf weißem Hintergrund verdient ihren Namen: Die Buchstaben sehen wirklich so aus, als wären sie auf Papier gedruckt und nicht so, als würden sie dem Leser von einem Computerbildschirm entgegen flimmern. Das schont die Augen.

Ich werde mir ganz bestimmt ein eBook zulegen, spätestens dann, wenn es all meine philosophischen Lieblingsbücher in günstigen elektronischen Versionen zu kaufen gibt. Derzeit sind hauptsächlich belletristische Werke erhältlich. Der Preis der eBooks selbst, also der Geräte und derjenige der einzelnen Bücher, der Dokumente, muss allerdings noch sinken. Oder die öffentliche Hand fängt an, ihren Bildungsauftrag ernst zu nehmen und fördert beides – um der guten alten Kulturtechnik des Lesens und um des Wissens seiner Bürger willen.

Man stelle sich vor, was das an Entlastung für Schulkinder und deren Lehrer bedeuten könnte: Statt schwerer Schultaschen mit einem Stoß von Büchern gefüllt nur mehr ein schlankes eBook, aus dem die Texte aller Unterrichtsgegenstände gelesen werden. Die Hausaufgaben und Schularbeiten werden ebenfalls in die auf Notizbuch-Funktion umgestellten eBooks geschrieben und in der Schule per WLAN ins Netz überspielt. Die Lehrer holen sich die Arbeiten anschließend virtuell auf den Bildschirm, um sie dort zu korrigieren.

Vom positiven Einfluss auf die Umwelt habe ich noch gar nicht gesprochen: Weniger echte Bücher bedeutet mehr Bäume in der Landschaft und weniger CO2 in der Atmosphäre. Vielleicht könnte man das Plastik des eBooks so designen, dass es nach echtem Buch riecht. Nur das Gefühl (und das Geräusch) beim Blättern ginge verloren. Aber darauf würde ich verzichten, wenn ich dafür meine 3000 Bücher in einer Hand halten könnte…

Gott würfelt nicht?

Vor 200 Jahren kam der englische Theologe (welch‘ Ironie, dass er, das große Feindbild damaliger und auch noch vieler heutiger Theologen einer der Ihren war!) und Biologe Charles Darwin auf die Welt. Vor 150 Jahren erschien sein die bisherige Betrachtung der biologischen Welt radikal veränderndes Werk „Über den Ursprung der Arten“. Es ermöglichte jenen, die bereit waren, offenen Auges zu sehen, eine fundamentale Revision der bis dahin eingenommenen Perspektive.

Darwin ist für viele (hauptsächlich religiöse) Menschen noch immer ein Gottseibeiuns: Wir, die Menschen, die vermeintliche „Krone der Schöpfung“, das Ergebnis eines blinden Spiels von Zufall und Notwendigkeit, von Mutation und Selektion?

Eine unerträgliche Vorstellung!

Der Erfinder der Psychoanalyse, Sigmund Freud, hatte wohl recht, als er Darwins Theorie als eine der drei großen Kränkungen der Menschheit (nach der durch die Wiederentdeckung des heliozentrischen Weltbildes durch Nikolaus Kopernikus und vor der durch seine eigene, Freuds Theorie über die Bedeutung des Unterbewusstseins) bezeichnete.

Dabei ist alles so einfach: Keine Artenvielfalt, ja kein ein einziges mehrzelliges Lebewesen (und damit uns selbst, die Menschen) gäbe es, hätte nicht zufällige Mutation durch Variation der ersten Einzeller beim Versuch, sich selbst durch idente Reduplikation zu vermehren, als „Fehler im System“ zugeschlagen.

Wer das einmal begriffen und die verführerische Vorstellung über Bord geworfen hat, die ganze Welt wäre von Anbeginn an auf unsere Entstehung ausgerichtet gewesen, sieht vieles klarer, ja natürlicher – auch die Entstehung und Entwicklung von kulturellen Erscheinungen wie etwa Ideologien und Religionen.

Auch sie entstehen durch „Mutation“ vorhandener Bestände, durch kreative Veränderung der jeweiligen Gegenwart. Ob sie sich halten können, hängt von den Rahmenbedingungen ihrer Zeit in ihrem Umfeld ab. Manche von ihnen werden selektiert und sterben aus – so wie das geozentrische Weltbild, das dem gegenteiligen Wissen über das Universum, das die neuzeitliche Naturwissenschaft zunehmend erwarb, eines Tages nicht mehr standhalten konnte.

Welche biologischen, aber auch geistigen Arten, also Ideen und künstlerische Hervorbringungen in der Zukunft entstehen und welche wieder vergehen werden, lässt sich nicht voraussagen. Aber dass sich alles verändert, die natürliche und die kulturelle Welt, ist offensichtlich. Wer das leugnet, sollte die eigenen Überzeugungen, den eigenen Wissensstand, die eigenen Einstellungen und ihren Wandel in der Zeit in den kommenden Jahren beobachten.

Charles Darwin hat die Welt um eine Idee reicher gemacht, die sich noch weiter entwickeln wird (nicht alle Detailfragen der Evolution sind bis zum heutigen Tag befriedigend geklärt). Ihre grundsätzlichen Mechanismen „Mutation“ und „Selektion“ sind jedoch unwiderlegt und werden von Natur- und Geisteswissenschaftern gleichermaßen für ihr jeweiliges Gebiet anerkannt.

Ich liebe einen Mann

Ich muss Ihnen ein Geständnis machen: Ich liebe einen Mann.

Nein, nicht was Sie denken! Ich habe eine Freundin.

Kennen gelernt habe ich ihn schon als Kind. Zu dem Zeitpunkt war er bereits erwachsen und berühmt. Mittlerweile feiert er seinen 82. Geburtstag. 44 Jahre trennen uns also von einander.

Er hat mich zum Lachen gebracht, aber auch zum Weinen. Manchmal sogar zum Weinen vor lauter Lachen. Durch ihn habe ich gelernt, dass man das Leben nie allzu ernst nehmen sollte. Er war und ist diesbezüglich ein großes Vorbild für mich.

Ich spreche vom Komiker Jerry Lewis.

Dieser Mensch ist so herrlich verrückt, dass es schon wieder genial ist. Er nimmt das Leben so wenig ernst, wie es sich gehört. Sich selbst noch viel weniger.

Ich denke, die Größe eines Menschen zeigt sich darin, wie leicht es ihm gelingt, über sich selbst zu lachen.

Jerry Lewis lacht am liebsten über sich selbst.

Dass er die wirklich ernsten Dinge des Lebens aber trotzdem nicht ganz übersieht, beweist sein mittlerweile 40 Jahre dauerndes Engagement für muskelkranke Menschen.

Für diesen Einsatz wird Jerry Lewis bei der nächsten Oscar-Verleihung eine Ehren-Trophäe erhalten. Laut Aussendung der Academy of Motion Picture Arts and Sciences soll ihm im Rahmen der Gala-Show am 22. Februar 2009 der Jean-Hersholt-Preis für humanitäres Engagement überreicht werden.

Über das Leben zu lachen hatte der Komiker übrigens nicht immer:

Prostatakrebs, eine Magenblutung, einen Herzinfarkt, eine Wirbelsäulenfraktur und eine schwere Lungenkrankheit überstand Jerry Lewis aber trotzdem, genauso wie auch seine jahrelange Tablettensucht.

Ich verneige mich in Dankbarkeit für die unzähligen Tränen, die ich seinetwegen seit meiner Kindheit vergossen habe und für seinen Humor, mit dem er mich schon bei unserem ersten Kontakt unheilbar infiziert hat, vor einem großen Künstler und einem noch viel größeren Menschen.