Weniger ist mehr

Die Glücksforschung bestätigt es:

Man muss nicht alles haben, um glücklich zu sein. Wenn die Grundbedürfnisse (Hunger, Durst, ein Dach über dem Kopf, Kleidung, medizinische Basisversorgung, ein Job, um all das zu finanzieren) gesichert sind, kann der Mensch glücklich sein. Muss er aber nicht.

Viele von uns glauben, erst, wenn sie ein großes Haus, ein teures Auto besitzen, einen luxuriösen Lebenswandel führen, können sie wirklich glücklich sein – und sind unglücklich, wenn all das nicht der Fall ist.

Dabei ist das so nicht richtig.

Denn erstens belehrt uns die „Theorie des abnehmenden Grenznutzens“ darüber, dass Güter, über die wir bereits verfügen, in dem Maße immer weniger interessant für uns werden, wie ihre Menge in unserem Besitz zunimmt.

Eine andere Theorie, genauer gesagt: ein Paradoxon, das so genannte „Easterlin-Paradox“ (es geht auf den US-amerikanischen Ökonomen Richard Easterlin zurück), behauptet, dass sich die Erhöhung des Einkommens – sobald die Grundbedürfnisse gestillt sind – nicht in einer weiteren Steigerung des subjektiven Glücksempfindens niederschlägt.

Zwar wurden die Ergebnisse von Easterlin in der Folge von anderen Wissenschaftern hinterfragt, er selbst sieht sie jedoch in einer weiteren Studie aus dem Jahr 2010 bestätigt.

Die Grundintuition, dass das Streben nach „immer mehr“ den Menschen nicht zwingend glücklicher machen muss, dürfte aber in jedem Fall stimmen.

In einem Leben, das endlich ist, können und sollten wir zwischen Quantität und Qualität wählen.

Wir können alles in die Jahre, die wir (wahrscheinlich) haben hineinpressen und den Planeten Erde schon zu unseren Lebzeiten auspressen wie eine Zitrone.

Wir können aber auch ein genügsames Leben führen.

Das würde unseren Kindern und Enkelkindern, aber auch den bisher ärmeren Menschen, die zeitgleich mit uns leben, ein besseres, zumindest aber nicht schlechteres Dasein ermöglichen.

Doch auch für uns selbst könnte ein nachhaltigerer Umgang mit dem eigenen Leben sinnvoll sein.

Dass „mehr“ nämlich nicht unbedingt „besser“ bedeutet, beweisen die zahlreichen Zivilisationskrankheiten, wie z.B. zunehmendes Übergewicht und starker Anstieg an Diabetes-Erkrankungen.

Vielleicht lässt sich den Menschen (der so genannten „Ersten Welt“), die bereits alles haben, was man benötigt und vieles, was man definitiv nicht braucht, ein anderes „Luxusgut“ schmackhaft machen:

die Freude darüber, anderen Menschen auch ein Stück vom Kuchen abgeben zu können.

Wurscht. Wurscht. Nix.

Österreich ist schon ein ganz eigenes, besser gesagt: eigenartiges Land.

Da „überredet“ ein (ehemaliger) Minister – es gilt die Unschuldsvermutung -, der heute auf dem Sessel des Bundeskanzlers sitzt, ein Unternehmen, für das er selbst die Verantwortung als Minister trägt, dazu, Inserate zu schalten, die ihn, den (ehemaligen) Minister, auf eigene Kosten – sprich: jene des Unternehmens – bewerben.

Das alleine ist schlimm genug.

Nun gibt es einen Untersuchungsausschuss im Parlament und alle Parteien bis auf die „Grünen“ versuchen geschlossen, die Vorladung des ehemaligen Ministers und nunmehrigen Bundeskanzlers zu verhindern.

Da stellen sich dem gelernten Österreicher mehrere Fragen:

1) Welche Deals zwischen SPÖ, ÖVP, FPÖ und BZÖ laufen hinter den Kulissen?

2) Auf welche „Gegengeschäfte“ zur Aushebelung von Recht und Gesetz dürfen wir in Zukunft gespannt sein?

3) Was kann jeder Einzelne von uns tun, als Staatsbürger, als Wähler, um solche Mauscheleien zu verhindern?

Die Antworten auf diese drei Fragen, welche die gelernten Österreicherinnen und Österreicher geben, lauten seit Jahren unverändert:

1) Wurscht.

2) Wurscht.

3) Nix.

Jedes Land hat die Politiker, die es verdient.

That zucks…

Das Blog Gizmodo fordert die Web 2.0-Community auf,  Schnappschüsse von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg zu erstellen und an das Blog zu schicken. Honorar gibt es dafür auch: 20 US-Dollar pro Foto.

Begründung für diese „Summer of Zuck“ genannte Foto-Treibjagd auf Zuckerberg: Er selbst würde nicht allzu viel von der Privatsphäre seiner User halten und deren Daten, auch „intimere“, hemmungslos sammeln.

Sinngemäß lautet die Rechtfertigung für die Aktion: Zuckerberg weiß alles über uns, aber wir wissen viel zu wenig über Zuckerberg, und das muss sich ändern!

Anhand solcher Aktionen zeigt sich die ethische Fragwürdigkeit – nein, nicht von Web 2.0 generell, sondern von den Möglichkeiten zum Missbrauch, welche die multimediale Internet-Welt bietet.

Zu Recht wenden Kritiker der Aktion ein: Wer sich von Facebook „ausspioniert“ fühlt, sollte besser darauf Acht geben, was er oder sie postet und sich überlegen, ob es überhaupt sinnvoll ist, auf der Plattform vertreten zu sein.

Ganz so leicht kann man es sich natürlich nicht machen:

Dass das Sammeln von Daten und deren kommerzielle Nutzung problematisch ist, wenn schon nicht aus rechtlicher, so wenigstens aus moralischer Perspektive, liegt m.E. auf der Hand.

Die Debatte über „opt-in versus opt-out“ zeigt das Dilemma auf.

Dennoch: Wer auf Nummer Sicher gehen will, sollte sich aus dem elektronischen Netzwerk und von seinen hunderten, wenn nicht tausenden „Freunden“ verabschieden und die gewonnene Zeit dazu nutzen, die wenigen echten Freunde zu treffen, im wirklichen Leben, anstatt hinter dem Computer.

Mores lehren..?

Michael Spindelegger, der aktuelle ÖVP-Chef, hat damit angefangen.

Vielleicht lassen sich die anderen Parteichefs bzw. -chefinnen von seiner Idee anstecken:

Einen Moral-Kodex für die eigene Partei zu fordern.

Der Ansatz ist prinzipiell in Ordnung und sollte gefördert werden, denn Moral darf und muss verlangt werden – gerade von Jenen, die an den sprichwörtlichen Schalthebeln der Macht sitzen.

Doch, Halt..!

Können Menschen vom Typ eines Ernst Strasser wirklich durch Moral-Kodizes davon abgehalten werden, ihre unmoralischen Spielchen zu spielen, so lange diese weiterhin legal sind?

Zweifel sind erlaubt, denn sie sind das Salz in der Suppe des naiven Glaubens an das Gute.

Ein Parteichef, der Moral per Kodex, nicht aber de iure, einklagt, der bei den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln, hier: der Förderung strengerer Gesetze also weiter auf der Bremse steht, kann kaum als „role model“ oder „best practice“-Beispiel für kommende PolitikerInnen herhalten.

Die Wahrheit ist so simpel wie traurig:

Moral ist „work in progress“, eine Ausbildung, die schon in der Kindheit ansetzen und sich in jeder Situation neu beweisen muss – auch und vor allem dort, wo niemand – z.B. die EU-Öffentlichkeit im „Lobbying-Fall Strasser“ – zusieht.

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr, heißt es so schön.

Zu glauben, dass erwachsene Menschen, die bisher in erster Linie ihrem Eigennutz oder jenem ihrer Partei gedient haben, plötzlich ein Damaskuserlebnis erfahren und sich um 180 Grad wenden, ist dumm oder unehrlich.

Wenn die ÖVP von einem Tag auf den anderen ihre „moralische Bestimmung“ entdeckt (angeblich wegen Fällen wie jenem von Ernst Strasser), muss die kritische Frage erlaubt sein:

Wie war das damals bei der Delegationsleitung der ÖVP in Brüssel, als Ernst Strasser zum Zug kam, obwohl Othmar Karas mehr Vorzugsstimmen bekommen hatte?

Zu diesem Zeitpunkt hatte das Magazin „profil“ bereits über die so genannte „E-Mail-Affäre“ im Innenministerium Ernst Strassers berichtet.

Allein diese Affäre hätte aus moralischen Gründen ausgereicht, Strasser in die Wüste, anstatt nach Brüssel zu schicken.

Wen will Michael Spindelegger mit seinem Kodex „Mores lehren“?

Jene, die Ernst Strasser in die ÖVP geholt, trotz E-Mail-Affäre protegiert und trotz Karas-Sieg als Delegationsleiter nach Brüssel geschickt haben?

Wenn Spindelegger es ernst meint, müsste er sie aus der Partei entfernen, bevor sein Moral-Kodex in Kraft tritt.

Tut er das nicht, kann er sich seinen Kodex zu Hause an die Wand nageln oder ihn an einem stillen Örtchen zu letzter Verwendung deponieren…

Zweck und Mittel

Es braut sich etwas zusammen.

Die Menschen geben sich nicht mehr damit zufrieden, unzufrieden zu sein.

Viele sind bereit, für Freiheit und Gerechtigkeit auf die Straße zu gehen und sich zumindest zu empören.

Ob der „Wutbürger“ immer den richtigen Ton und vor allem den richtigen Gegner trifft, sei dahin gestellt.

Doch die grundsätzliche Bereitschaft, sich nicht (mehr) alles gefallen zu lassen, sich nicht als kleines Zahnrädchen im großen, undurchschaubaren und nicht beeinflussbaren Getriebe verstecken und instrumentalisieren zu lassen, ist vorhanden und wächst.

Eine der Formulierungen des „kategorischen Imperativs“ von Immanuel Kant (aus der „Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“) lautet:

„Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden anderen jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst.“

Wir dürfen, nein: müssen in der modernen arbeitsteiligen Gesellschaft einander wechselseitig auch als Mittel verwenden.

Ich brauche den Straßenbahnfahrer, um in die Stadt zu kommen, den Koch in meinem Lieblingsrestaurant, weil er mein Lieblingsessen besser zubereitet als ich, den Arzt, der mich mit Wissen und Erfahrung behandelt, über die ich nicht verfüge.

Doch all diese Dienstleister sind nicht nur das, sind nicht bloß Mittel zu meinen Zwecken, sondern auch Menschen und somit Zwecke an sich selbst, die es zu respektieren gilt.

Das Unbehagen, das sich immer stärker ausbreitet, resultiert aus der Erfahrung, dass es nicht mehr nur die Menschen in den ärmsten Regionen der Welt sind, die ihrem Schicksal ausgeliefert sind.

Auch wir fühlen uns zunehmend im Griff von Politik, Wirtschaft und einer Welt, die immer komplexer, immer unübersichtlicher und in mancher Hinsicht leider auch immer egoistischer wird.

Um nicht unter die Räder dieser Entwicklung zu kommen, bedarf es großer und vor allem permanenter Anstrengungen.

Den Respekt, den wir uns selbst schulden und von den Anderen bekommen wollen, müssen wir auch ihnen täglich aufs Neue erweisen.

Das ist keine naiv-moralische Forderung eines Idealisten.

Es ist die einzig realistische Möglichkeit, wie wir uns retten können – gegenseitig.

De senectute

Klar, von Griechenland trennen uns derzeit noch Welten.

So schlecht geht es Österreich nicht, weder wirtschaftlich, noch politisch.

Jedoch: Sparen und umstrukturieren müssen auch wir, wenn wir wollen, dass unser Wohlstand erhalten bleibt.

Doch schon zeichnet sich ab, dass keiner der Erste sein will, wenn es darum geht, die Lasten zu schultern.

Links und Rechts, die Vertreter des „kleinen“ und „großen Mannes“ stehen einander gegenüber, in ihre Positionen einzementiert, keiner will klein beigeben.

Das liegt natürlich an den Positionen selbst und den dahinter stehenden ideologischen Überzeugungen.

Es liegt aber auch daran, dass die Stellvertreter und Lobbyisten beider Seiten in Wahrheit Vertreter der Gruppierung des „großen Mannes“ sind.

Denn die Funktionäre, auch jene, die den „kleinen Mann“ vertreten, haben zunächst einmal ihre eigenen Interessen im Blick:

Sie engagieren sich vehement gegen Einschnitte bei ihrer Klientel, ganz egal, wie realitätsfremd dies sein mag – um durch dieses zur Schau gestellte Kämpfertum nicht die eigene Legitimation zu verlieren.

Welcher Pensionisten-Vertreter etwa hätte Chancen, den gut bezahlten Job in der nächsten Amtsperiode wieder zu bekommen, wenn er nicht hier und jetzt gegen Einsparungen bei den Pensionen auftritt?

Dass dabei die Realität auf der Strecke bleibt, liegt auf der Hand.

Die Menschen werden immer älter, das ist primär dem medizinisch-technischen Fortschritt zu verdanken, der übrigens ein indirektes Ergebnis des gerne kritisierten Kapitalismus ist.

Dass bei kontinuierlich steigender Lebenserwartung entweder das Pensionsantrittsalter erhöht werden muss oder die Pensionen selbst, wenn schon nicht gesenkt werden müssen, so doch wenigstens nicht ins Unendliche gesteigert werden dürfen, sollte jedem einigermaßen vernünftigen Menschen klar sein.

Wo steht geschrieben, dass die Pensionen jedes Jahr über die Inflationsabgeltung hinaus wachsen sollen, ja, wachsen müssen?

Genau genommen ist sogar die Inflationsabgeltung kein ein für allemal gültiger, in Stein gemeißelter Anspruch.

Sie mag in Zeiten volkswirtschaftlicher Höhenflüge als Teil einer gesamtgesellschaftlichen „Gewinnausschüttung“ an alle Staatsbürger argumentiert werden.

Einen moralischen Anspruch auf diese „Gewinnausschüttung“ haben die Pensionisten, die nicht mehr aktiv an der Erzeugung dieses Gewinns beteiligt waren, aber nicht.

All jene unter den Pensionisten-Funktionären, die darauf beharren, dass ihre Klientel – auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten – ihre so genannten Ansprüche abgegolten bekommt, sollten sich ein italienisches Sprichwort zu Herzen nehmen:

„Siamo vecchi troppo presto, e intelligenti troppo tardi.“

Wir werden zu schnell alt, aber zu spät intelligent.

Neue Werte?

Skandale, wo man nur hin sieht: 

ÖVP und FPÖ / BZÖ stehen derzeit im Brennpunkt der Kritik, aber auch die SPÖ bleibt nicht hinter den beiden „Konservativen“ zurück (Stichwort „Inserate“).

War es früher besser? fragte kürzlich Christian Rainer, Herausgeber des profil.

Gute Frage.

Ich denke, Illegales und Unmoralisches gab es immer schon. 

Die heutigen Malversationen von Politikern, Wirtschaftsbossen und diversen Kultur-Managern, die im Sold der Republik (und somit auf Kosten von uns allen) ebendiese zu ihren ganz privaten Zwecken missbrauchen, unterscheiden sich jedoch in einem wesentlichen Punkt von jenen vor vielleicht 50, 100 oder 500 Jahren.

Wenn damals ein Kapitalist oder ein Aristokrat den kleinen Mann für seine Zwecke ausgebeutet hat, mag er dies auf eine uns heute absurd erscheinende Argumentation aufgebaut und für gerechtfertigt angesehen haben.

Die heutigen „Mächtigen“ jedoch haben ihre Macht weder von Gott verliehen bekommen, noch durch besondere kriegerische Leistungen für die Gemeinschaft erworben. Sie wurde ihnen nur im Auftrag der Staatsbürger von eben diesen geliehen.

Sie könnte, nein: sollte ihnen auch wieder entzogen werden – spätestens bei den nächsten Wahlen.

Immer wenn sich die Skandale häufen, erschallt der Ruf nach „neuen Werten“ bzw. einer Wiederbelebung der Moral in unserer Gesellschaft.

Die Werte gibt es schon längst, sie müssen nicht neu erfunden werden. Ob ein Mensch, sei es eine Privatperson oder ein Politiker, moralisch oder unmoralisch agiert, hängt nicht nur davon ab, welche Werte er selbst (durch Fremd- oder Selbsterziehung) verinnerlicht hat. Es hängt auch davon ab, welche Möglichkeiten zum Missbrauch seiner Macht wir ihm bieten.

Es wird Zeit, die Demokratie denen zurück zu geben, denen sie gehört: den Staatsbürgern, uns allen.

Doch wer sollte sie uns zurück geben?

Wir selbst müssen sie uns holen!

Wer sich über die schwarz-blauen und roten Skandale aufregt, bei der nächsten Wahl aber wieder brav sein Kreuzerl bei den üblichen Verdächtigen macht, ist selber schuld.

Es braucht wahrlich keine neuen Werte, es braucht bloß den Mut, die vorhandenen ernst zu nehmen und Diejenigen, die sie mit Füßen treten, aus ihren Positionen zu entfernen.

Wer dazu nicht bereit ist, hat genau die Politiker, Wirtschaftsbosse und Kultur-Manager, die er verdient.

ten years after

Heute vor genau zehn Jahren fand jene Terror-Attacke auf die USA statt, die seither unter dem Kürzel „9/11“ (in Worten: „Nine-Eleven“) firmiert.

Durch Flugzeug-Attentate von radikalen Islamisten – die zwei spektakulärsten davon auf die beiden Türme des „World Trade Center“ in New York – waren rund 3.000 Menschen ums Leben gekommen.

Waren die gezielten Flugzeug-Abstürze auf US-amerikanischem Boden zwar zeitlich befristete, punktuelle Ereignisse, so haben sie doch der Politik weltweit einen nachhaltigen Stempel aufgedrückt.

Zweifelhafte Aktivitäten, getarnt als „Selbstverteidigungsmaßnahmen“ („USA PATRIOT Act“, „Irakkrieg“, „Invasion in Afghanistan“, „Errichtung und Betrieb von Guantánamo Bay“ usw.), strengere Sicherheitsbestimmungen und die damit einhergehende Untergrabung der nationalen (und internationalen – Stichwort „Flugdaten“) Bürgerrechte waren und sind Effekte, die sich weit über die Grenzen der USA hinaus auf die Menschen auswirkten.

Dass nicht nur außerhalb der USA, sondern auch im Land selbst eine große Zahl von Menschen der Bush-Administration zutraut, von den Attacken gewusst zu haben, ja, sogar an ihnen beteiligt gewesen zu sein oder diese selbst ausgeübt zu haben, um die darauf folgenden Engagements im In- und Ausland vor der eigenen Bevölkerung und der Welt zu legitimieren, ist beängstigend.

Der Grund dafür liegt aber weniger in den kruden (und aus meiner Sicht höchst unplausiblen) Verschwörungstheorien, welche als Erklärungen für die Ereignisse des 11. September 2001 aufgeboten werden.

Wer schon einmal von der „Operation Northwoods“ (ein vom Pentagon im Jahr 1962 dem damaligen US-Präsidenten John F. Kennedy vorgelegter Plan, Terroranschläge gegen den zivilen Luft- und Schifffahrtsverkehr innerhalb der USA zu inszenieren, die man später Fidel Castro in die Schuhe hätte schieben wollen) gehört hat, muss zugeben: 

Möglich ist alles.

Dennoch: 

Wer den führenden Politikern bis hinauf zum Präsidenten so etwas zutraut, sagt ziemlich Erschreckendes über sich selbst und über das Land aus, dessen Staatsbürger er ist.

Haben die USA in der zehnjährigen Geschichte der Aufarbeitung von „9/11“ neben der rein technischen Ursachenforschung zum Ablauf der Ereignisse eigentlich auch die globalen politischen und sozio-ökonomischen Rahmenbedingungen untersucht, die zu einem nicht geringen Teil von den USA selbst verursacht, gefördert oder zumindest nicht verhindert wurden und die zum Hass so vieler Menschen auf das Land der „unbegrenzten Möglichkeiten“ führen konnten?

Haben sie ihre eigene Rolle im internationalen Geschehen, welche solche Terroranschläge zwar niemals rechtfertigen, aber doch (im rein psychologisch-erklärenden Sinn) verständlich machen können, ernsthaft selbstkritisch hinterfragt?

Als Barack Obama 2009 das Amt des US-Präsidenten von George W. Bush übernahm, war eine seiner ersten offiziellen Handlungen, die Schließung von „Guantánamo Bay“ unter großem internationalen Applaus anzukündigen.

Das Gefangenenlager, in welchem auf völkerrechtswidrige Weise hunderte Menschen eingesperrt wurden, ist bis auf den heutigen Tag in Betrieb.

Kann es sein, dass die „Arroganz der Macht“, die hier auf perfekte Weise zum Ausdruck kommt, verdrängt und konsequent aus der Analyse von „9/11 – ten years after“ heraus gehalten wird?

Revolution..!

Zwei Länder, zwei Kulturen, aber dennoch strukturelle Ähnlichkeiten bei der Anwendung des Prinzips „Gruppenegoismus“ – so könnte man den Vergleich zwischen den USA und Österreich beschreiben.

Während in den Vereinigten Staaten von Amerika eine einzelne politische Gruppierung – die Tea Party, nicht einmal vollständig deckungsgleich mit den Republikanern – das gesamte Land und via Globalisierung die ganze Welt in Geiselhaft nimmt, ist es hierzulande ein Provinzpolitiker aus Kärnten: 

Uwe Scheuch.

Auch er ist nicht „die Österreicher“, nicht „die Kärntner“, ja nicht einmal „die FPK“.

Und doch zwingt er mit seiner Machtgier der Partei, seinem Bundesland und der gesamten Republik sein sonderbares Demokratie- und Rechtsverständnis auf.

„Law & Order“ sind jene Begriffe, derer sich das rechte Lager mit Vorliebe bedient – so lange es um die Anderen geht: die Mitglieder anderer Parteien, andere Menschen im allgemeinen und insbesondere die „Ausländer“.

Wer stets nach der harten Hand des Gesetzes schreit, macht sich unglaubwürdig, wenn er gegen Iustitia wettert, sobald er selbst von ihr gerichtet wird.

Die Anhänger von FPK, BZÖ und FPÖ haben ein fundamentales Problem: 

Aus falsch verstandener Solidarität tragen sie seit Jahren illegale Aktionen „ihrer“ Politiker mit. Zunächst waren das nur solche Handlungen, mit denen die Rechten den politischen Gegner klein kriegen wollten (z.B. durch die Veröffentlichung von Daten, Stichwort „EKIS“ und Jörger Haiders „Taferln“).

Kaum an der Macht, haben sie jedoch das Betätigungsfeld ihrer Malversationen ausgeweitet.

In der „schwarzblauen Ära“ haben Haider & Co. nachdrücklich gezeigt, dass auch sie nicht davor zurück schrecken, sich am „kleinen Mann“, eigentlich ihrem Stammwähler, zu bereichern.

Wenn nun Uwe Scheuch mit rauchendem Colt erwischt wurde, wäre es hoch an der Zeit, dass die letzten Fans der sich selbst als „Anständige und Tüchtige“ bezeichnenden Gauner, aufwachen.

Der kleine Mann hat es selbst in der Hand, diejenigen, die ihn gleich mehrfach missbrauchen, vom Thron zu stürzen.

Eine politische Revolution kann nur von unten nach oben stattfinden: indem die Menschen die korrupten Politiker nicht mehr wählen.

Doch das erfordert (selbst)kritisches Nachdenken und den Mut und Willen, sich vom Gängelband der politischen Rattenfänger zu befreien.

„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.“ schrieb Immanuel Kant.

Das ist jetzt fast 230 Jahre her.

Müssen wirklich erst 500 Jahre vergehen, bevor auch der letzte Dummkopf erkennt, was zu tun ist?

Griechischer Schein…

Nun ist es also doch passiert.

Die Griechen bzw. ihre Parlamentarier haben sich – Zeus sei Dank! – dafür entschieden, das Sparpakt anzunehmen, das ihnen die EU als conditio sine qua non für die Gewährung weiterer finanzieller Unterstützung vorgeschrieben hat.

Gut so.

Aber damit wird es wohl nicht getan sein. 

Um das zu erkennen, braucht man nicht erst das Orakel von Delphi befragen.

Viele (die meisten?) Griechen haben ein echtes Moral-Problem. Die Schuld an der jetzigen Misere ausschließlich einer „ausbeuterischen Oberschicht“ in die Schuhe zu schieben, die sich – auf Kosten der Allgemeinheit und somit der „kleinen Leute“ – bereichert hätte, ist verlogen.

Auch der „kleine griechische Mann“ und die „kleine griechische Frau“ wissen, wie sie ihren Staat und damit indirekt auch die europäische Gemeinschaft missbrauchen.

Zur Veranschaulichung:

Vergangenes Jahr verbrachte ich zusammen mit einem Freund zwei Wochen an der Südküste Kretas. Rund um den Ort, in dem wir uns niedergelassen hatten, sah es aus wie auf einer Müllhalde. Die Pfade durch Olivenhaine und Orangenplantagen waren gesäumt mit leeren Plastikflaschen, alten Autoreifen, Blechdosen und diversem anderen Mist.

Als ich einmal von der Terrasse unsers Apartments blickte, sah ich einen alten, nicht gerade wohlhabend scheinenden Griechen aus dem gegenüber liegenden Haus kommen. Er bemerkte den Flugzettel einer Partei (es waren gerade Wahlen), der in seinem Postkasten steckte, zog ihn heraus, zerknüllte ihn und warf ihn über den Zaun in das von Abfällen bereits übersäte Gestrüpp außerhalb seines Grundstücks.

Hinter mir die Sintflut.

Beim ersten Einkauf im „Minimarkt“ des Ortes besorgte ich drei Flaschen Rotwein, Brot, Oliven, Spagetti, aber kein Obst.

Auf der Rechnung ausgewiesen waren drei Positionen mit den Preisen der Weine, die mit „Frutos“ bezeichnet waren.

Ich gehe davon aus, dass beim Verkauf von Alkohol andere, nämlich höhere Steuern zu entrichten wären, als bei dem von Obst.

Die Besitzerin des Ladens – ganz offensichtlich keine reiche Supermarktketten-Inhaberin – beging also Abgaben-Betrug.

Als wir unser Apartment kurz vor der Abreise bezahlen wollten und einen Beleg dafür verlangten, stellte sich unsere Vermieterin zunächst dumm. Erst, als wir ihr klarmachten, dass wir nur dann bezahlen würden, wenn wir auch eine Rechnung bekämen, rückte sie diese heraus.

Auch diese Frau war keine reiche Villenbesitzerin.

Ich liebe Griechenland, das habe ich schon immer getan. In der Schule hatte ich neben Latein auch noch Altgriechisch, studierte nach der Matura Philosophie und schätze vor allem die Denker und Künstler der griechischen Antike.

Das Land, das am Anfang der europäischen Kulturgeschichte stand, mag auf eine lange Geschichte verweisen. Von seiner Kultur ist jedoch nicht allzu viel übrig geblieben. Da mögen die hoch polierten „antiken Stätten“, etwa die Akropolis von Athen, die wir in den Sujets der Griechenland-Werbung stolz vor Augen geführt bekommen, noch so sehr glänzen vom Ruhm vergangener Zeiten.

Das „wahre Sein“ hat in der Philosophie der klassisch-griechischen Metaphysik eine große Bedeutung.

Das heutige Griechenland dürfte sich stärker dem Schein zugewandt haben.