Mehr Wurst..!

Ja, ich habe mich darüber gefreut – wie die meisten meiner homo- und heterosexuellen Freundinnen und Freunde -, dass mit Conchita Wurst ein homosexueller Mann in Frauenkleidern und mit Bart den Songcontest gewonnen hat.

Natürlich war der Sieg nicht alleine (oder vielleicht sogar nur in zweiter oder gar dritter Linie) dem Song selbst zu verdanken, obwohl der – auch wenn mir kein Songcontest-Song gefällt – wahrscheinlich einer der besseren war.

Es war die Botschaft von Conchita Wurst / Tom Neuwirth und die erfreuliche Tatsache, dass die Menschen in Europa grosso modo doch liberaler sind als ihre konservativen Politiker, die diesen Sieg möglich gemacht haben.

Apropos „Politiker“:

Es ist äußerst befremdlich, dass diejenigen, die sich bei ihren Worten und Taten meist darauf berufen, was „das Volk“ will, in diesem Punkt („Ausgrenzung von Homosexuellen“) von ihrer Praxis abweichen.

Laut einer Umfrage, die das Magazin „profil“ vor einiger Zeit veröffentlicht hat, stehen die Österreicherinnen und Österreicher Homosexuellen und Themen wie „Homoehe“ und „Adoption von Kindern durch homosexuelle Eltern“ weit offener gegenüber als so mancher Politiker.

Es braucht noch viele bekennende Prominente wie Conchita Wurst, bis die Einsicht, dass „Homosexualität“ nichts Widernatürliches ist, in die Köpfe der standhaftesten Verweigerer vernünftigen Denkens eingedrungen ist.

Europa wählen..!

Am 25. Mai 2014 finden zum achten Mal die Wahlen zum Europäischen Parlament statt.

Die Skeptiker aller Herren Ländern und politischer Provenienz haben in den letzten Jahren ziemlich viel Zulauf bekommen.

Wirtschaftskrise, steigende Arbeitslosigkeit, diffuse Ängste vor „denen dort oben“, die angeblich „über unsere Köpfe hinweg“ entscheiden und in erster Linie an die Gewinne von Konzernen, nicht aber an das Wohl der Bürgerinnen und Bürger denken – all das verschafft den Kritikern an der EU Aufmerksamkeit.

Manche dieser Ängste bzw. Vorwürfe dürften zumindest ein Körnchen Wahrheit beinhalten.

Dennoch führt kein Weg daran vorbei:

Europa muss sich als eine Einheit verstehen und dementsprechend denken und handeln.

Nur so können wir, die Bürgerinnen und Bürger, unsere Interessen im globalen Wettbewerb wahren.

Dabei geht es nicht bloß um Wirtschaft, sondern auch um politische, gesellschaftspolitische und kulturelle Werte.

Europa war und ist ein Erfolgsmodell. Wenn es das auch in Zukunft bleiben soll, müssen die Europäerinnen und Europäer gemeinsam an einem Strang ziehen.

Nicht zu wählen oder solchen Parteien die Stimme zu geben, die für einen Austritt aus der Europäischen Union eintreten, führt nicht in die vermeintliche Freiheit. Es führt in eine ungewisse Zukunft, von der sich eines mit Sicherheit sagen lässt: Es wird eine einsame, harte Zukunft sein.

Sternschnuppen

Wissenschafter am Institut für Astrophysik der Universität Wien sind aus dem Häuschen:

Der Tag der Astrologie im Festsaal des Technischen Museums Wien, veranstaltet von der Wirtschaftskammer, würde, so sinngemäß die Kritik der Astrophysiker, die esoterische „Lehre“ Astrologie adeln.

Die Direktorin des Technischen Museums, Gabriele Zuna-Kratky, hingegen hat kein Problem damit, den Astrologen ihr Haus für die Veranstaltung zur Verfügung zu stellen. Geld stinkt wohl – zumindest in ihrer Nase – nicht.

Dass Astrophysiker Schwierigkeiten damit haben, wenn Astrologen in die heiligen Hallen der Wissenschaft vordringen und ihrer esoterischen Lehre dadurch einen seriösen Anstrich verleihen könnten, leuchtet ein.

Ihre Kritik ähnelt jener von Biologen an Lobbyisten, die versuchen, in manchen US-Bundesstaaten „Kreationismus“ bzw. „Intelligent Design“ gleichberechtigt neben der „Evolutionstheorie“ im Schulunterricht zu verankern.

Astrologen dürfen selbstverständlich, so wie alle Menschen in einem säkularen Rechtsstaat, ihren Überzeugungen anhängen und Veranstaltungen abhalten, so lange diese weder gegen Gesetze verstoßen, noch andere Menschen gefährden. Dafür stehen ihnen unzählige Räumlichkeiten zur Verfügung.

Das Technische Museum Wien aber ist ein Hort der Wissenschaft und sollte das auch klar zu erkennen geben – durch die Weigerung, einer unwissenschaftlichen Veranstaltung Raum zu bieten.

Asyl für Edward Snowden..!

Es ist erbärmlich:

Mit 33 zu sieben Stimmen bei 17 Enthaltungen stimmte der Innenausschuss des Europaparlaments dagegen, dem US-amerikanischen Whistleblower Edward Snowden Asyl  zu gewähren.

Während Grüne, Liberale und Linke mehrheitlich für den Schutz Snowdens gestimmt hatten, sprachen sich die größte Fraktion, die konservative Europäische Volkspartei (EVP), und die nationalkonservative ECR dagegen aus.

Bei den europäischen Sozialdemokraten, die durch ein einheitliches „Pro“ den Schutz Snowdens erreichen hätten können, stimmten einige der Abgeordneten dagegen.

Angeblich hätten die nationalen Regierungen ihren EU-Parlamentariern Druck gemacht, sich gegen ein Asyl für Snowden auszusprechen. Sie hätten damit jenen Druck weitergegeben, den die USA im Hintergrund schon seit längerem auf sie ausgeübt haben sollen.

Wie es mit Edward Snowden nun weitergeht, ist fraglich.

Es sieht jedenfalls nicht gut aus.

Zwar ist die Gewährung von Asyl in einem Land innerhalb der Europäischen Union rechtlich weiterhin möglich.

Doch wer hat genügend Mut, sich gegen die USA zu stellen, wenn nicht einmal der europäische Staatenbund sich dazu durchringen kann, den Whistleblower zu schützen?

Arme feige EU, armer mutiger Edward Snowden, arme zu Grabe getragene Menschenrechte..!

Schulsachen

Bisher war es ein klassisch ideologischer Kampf, der – wie könnte es anders sein – zwischen den einzigen beiden Parteien ausgetragen wurde, die in Österreich für einen solchen Kampf die nötige Wählerzahl im Rücken haben:

SPÖ und ÖVP.

Seit neuestem aber gibt es innerhalb der ÖVP den einen oder anderen Sympathisanten für die so genannte „Gesamtschule“.

Ob sie wirklich Sinn macht, jenseits der – vielleicht – die Solidarität zwischen Arm und Reich steigernden „Wir haben zusammen die Schulbank gedrückt und haben einander deshalb ganz, ganz lieb!“-Effekte?

Experten haben da so ihre Zweifel.

Zwischen- und innerparteilich unumstritten scheint hingegen die Notwendigkeit, Kindern aus bildungsferneren Schichten die gleichen Möglichkeiten, sprich: Chancen zu bieten, ihre Potenziale möglichst gut zu entfalten.

Das kann zum Beispiel dadurch geschehen, dass Schulen zu Ganztagesbetreuungseinrichtungen werden, in welchen auch jene Schülerinnen und Schüler, deren Eltern nicht Akademiker sind, durch kompetente Betreuer beim Erledigen der Hausaufgaben und Vorbereiten von Prüfungen unterstützt werden, ergänzt durch die „tägliche Turnstunde“ in der Mitte des Tages (z.B. nach dem – ebenfalls Teil des Angebots – gesunden Mittagessen in der Schulkantine).

Noch besser wäre es, die Aufgaben gleich wegzulassen und stattdessen dem Unterricht der Hauptfächer mehr Stunden pro Woche zu widmen, die idealer Weise geblockt (über zwei bzw. drei Lehreinheiten) abgehalten werden.

Wer schon einmal unterrichtet hat weiß, wie lange es dauert, Ruhe und Konzentration im Klassenzimmer zu erreichen und wie kurz 45 Minuten dafür sind, dann auch noch substanzielle Fortschritte im Lehrstoff zu schaffen.

Die „Gesamtschule“ ist nicht der Weisheit letzter Schluss, denn eine Binnendifferenzierung in Leistungsgruppen ist trotzdem notwendig, ein Auseinanderreißen von guten und weniger guten Schülerinnen und Schülern unumgänglich.

Denn der gemeinsame Unterricht der Begabteren und weniger Begabten bringt beiden nichts. Die einen werden über-, die anderen unterfordert.

Mag sein, dass der „Mittelwert“ an Bildung, der dabei herauskommt, einem wie auch immer begründeten „Gleichheitsgedanken“ entspricht.

Aber fair ist das nicht und besonders intelligent schon gar nicht.

Let the riot go on..!

Kaum entlassen, haben sich Marija Aljochina und Nadeschda Tolokonnikowa von „Pussy Riot“ auch schon klar und mutig zu ihren Überzeugungen bekannt und ihre Begnadigung durch den russischen Präsidenten Wladimir Putin so kommentiert:

„Das ist kein humanitärer Akt, das ist ein PR-Trick.“

In Österreich gegen die Angelobung einer Regierung zu demonstrieren, mag in Ordnung sein. Wer jedoch seine Freiheit oder sogar sein Leben riskiert, um für Menschenrechte einzutreten, wie die Mitglieder von „Pussy Riot“ oder die beiden US-Whistle Blower Bradley Manning und Edward Snowden, sollte uns den höchsten Respekt abnötigen.

Leider werden wohl auch in Zukunft Menschen gefragt sein, die es wagen, gegen die Herrschenden aufzubegehren und ihre Verbrechen anzuprangern.

Mögen sich genug Mutige finden, die diese unverzichtbare zivilgesellschaftliche Aufgabe zu übernehmen bereit sind!

Hoch bezahlt

Wie es aussieht, ist das Referendum, das eine Limitierung von Managergehältern auf das maximal Zwölffache des Lohnes eines einfachen Arbeiters desselben Unternehmens gefordert hatte, an den Schweizerinnen und Schweizern gescheitert.

Gescheitert?

Ist es tatsächlich sinnvoll und aus wirtschaftsethischer Sicht zu argumentieren, dass nicht der (freie) Markt die Höhe von Managergehältern steuern sollte, sondern der Gesetzgeber?

Spitzen-Gehälter für Führungskräfte in einem Unternehmen sind immer auch Ausdruck des wirtschaftlichen Erfolgs des Betriebs.

Eine weniger erfolgreiche Firma kann keine hohen Managergehälter zahlen, eine Firma, die gute Leute in Führungspositionen will und damit erfolgreich sein kann (aber nicht muss), investiert zu Recht viel Geld in die Gehälter dieser Top-Manager.

Wenn die „Performance“, sprich: der allen Beteiligten zugute kommende Erfolg des Unternehmens durch die Führungskräfte ausbleibt, wird die Firma sich um neue Manager umsehen (müssen).

Der Markt regelt via Angebot und Nachfrage den Preis – auch den der Gehälter im Führungsbereich.

Da mag es zwar unmoralisch wirken, wenn Top-Manager ein Vielfaches ihrer Mitarbeiter verdienen.

Unterm Strich jedoch machen sich die Gagen bezahlt und zwar für alle.

Und falls nicht, zahlt sie kein Unternehmen weiter.

Anstand verpflichtet

Die ehemalige ORF-Chefin Monika Lindner hat es geschafft:

Sie hat einen gut bezahlten Job als Abgeordnete im österreichischen Parlament.

Bekommen hat sie ihn, weil sie auf einem Listenplatz des Team Stronach zur Nationalratswahl angetreten ist.

Als der frühere Klubobmann des Teams, Robert Lugar, Lindner sinngemäß als Gegengewicht zu Erwin Pröll und Raiffeisen bezeichnete, war ihr das – bei nüchterner Betrachtung von Anfang an zweifelhafte – Engagement bei Stronach nicht mehr geheuer.

Sie zog sich zurück, aber offensichtlich nicht ganz.

Denn nun will Lindner ihren Job im Parlament doch antreten, allerdings nicht im und für das Team Stronach, sondern als so genannte „wilde Abgeordnete“.

Das ist zwar in Österreich juristisch möglich, dennoch haftet an „wilden Abgeordneten“, wohl nicht ganz zu Unrecht, der Geruch des Opportunismus.

Wer mit der Partei, die ihn oder sie ins Parlament gebracht hat, nicht mehr kann oder will, sollte sich aus dem Hohen Haus zurückziehen.

Lindner, der von anderen Politikern nahegelegt wurde, auf ihr Abgeordneten-Gehalt zu verzichten, beziehungsweise dieses zur Gänze einem wohltätigen Zweck zukommen zu lassen, wies dieses Ansinnen mit folgendem Argument zurück:

Sie würde den Job als Parlamentarierin nicht um des Geldes willen machen, denn diese hätte sie gar nicht nötig. Unentgeltliche Tätigkeiten würden jedoch nicht ernstgenommen und deshalb beharre sie auf ihrem Gehalt.

Wer genau, darf und sollte man Frau Lindner fragen, würde eine Abgeordnete im Parlament nicht ernstnehmen, wenn sie ihre „Arbeit für Österreich“, die Lindner aus Verantwortungsgefühl für ihr Land leisten möchte, kostenlos erbringen möchte?

Das Gegenteil trifft zu:

Anstand verpflichtet und Menschen, die Anstand an den Tag legen, werden im allgemeinen von den anderen Menschen mit Anerkennung geadelt.

Wenn Monika Lindner ernstgenommen werden möchte, sollte sie entweder auf ihr Abgeordneten-Gehalt verzichten oder auf den Job in Parlament.

Noch einmal: wählen

Wie schon gesagt:

Die Qual der Wahl ist heuer so groß wie nie zuvor.

Zu viele Parteien, Splittergruppen und Gesinnungsgemeinschaften tummeln sich auf dem Feld, die Verwirrung ist groß.

Wen wählen?

Um die bestmögliche Entscheidung zu treffen, muss man sich wohl oder übel der Mühe unterziehen, sich mit den Programmen und dem Personal der Parteien auseinander zu setzen.

Denn die Inhalte alleine geben zu wenig Auskunft darüber, was uns bevorstehen könnte, auch die handelnden Personen sollten auf ihre Tauglichkeit (in fachlicher, aber auch moralischer Hinsicht) überprüft werden.

Eine Wahl sollte – trotz aller Schwierigkeiten bei der Wahl der richtigen Partei – aber in jedem Fall getroffen werden:

Die Wahl, zur Wahl zu gehen.

Die Möglichkeit, überhaupt am politischen Geschehen des eigenen Landes mitbestimmen und somit, wenn auch nur indirekt, mitregieren zu können, ist ein viel zu kostbares Gut, um sie ungenützt zu lassen.

Denken wir an all jene Länder, die immer noch weit entfernt sind von demokratischen Strukturen.

Und denken wir daran, dass auch unser Land in nicht allzu ferner Vergangenheit mit Demokratie (im heutigen Sinn des Wortes) noch nicht viel am Hut hatte.

Wählen ist Pflicht, gerade weil es unser gutes Recht ist.

Die Wahl der Qual

Am 29. September ist es wieder so weit:

Nationalratswahl.

So weit, so demokratisch, so gut.

Doch wen soll, wen kann, wen darf man wählen?

Eine Selbstüberprüfung mit Hilfe von „wahlkabine.at“ bot sich an, führte aber – in meinem Fall – zu dem Ergebnis, dass keine jener Parteien, die zu wählen ich mir vorstellen könnte, unter die ersten drei der Ergebnis-Liste kam.

Sagt das etwas über die Tauglichkeit von „wahlkabine.at“ aus?

Oder sollte ich mir Gedanken über meine widersprüchlichen Erwartungen an eine Partei machen, die meine Interessen bestmöglich vertritt?

Die Wahrheit lautet wohl eher:

Keine der zur Wahl antretenden Parteien ist in ihren Wertungen und politischen Handlungsabsichten so klar in eine ideologische Richtung festgelegt, dass man sie völlig schmerzfrei wählen könnte.

Das könnte man als Fortschritt ansehen, weil es vielleicht bedeutet, dass alle Parteien zumindest ein wenig Verständnis für die Positionen der Konkurrenten aufbringen und versuchen, sich ihnen ein Stück weit entgegen zu bewegen.

Es könnte aber auch bedeuten, dass die Parteien immer stärker versuchen, es allen recht zu machen, um möglichst viele einzusammeln und dabei immer verwechselbarer werden.

Natürlich, wer mehr „links“ oder mehr „rechts“, mehr „ökologisch“ oder mehr „ökonomisch“ ausgerichtet, lässt sich angeben.

Aber reicht das aus, eine klare Präferenz für eine der Parteien heraus zu arbeiten?

Die bei vielen Themen vorherrschende Ununterscheidbarkeit der Parteiprogramme macht – in Kombination mit der mangelnden Qualität des politischen Personals aller Parteien, die sich im peinlichen Schweigen gegenüber den wirklich großen Problemen unserer Zeit niederschlägt – die kommende Wahl zu einer qualvollen Angelegenheit.