Göttliche Banane

Daniel Dennett ist ein US-amerikanischer Professor für Philosophie an der Tufts University in Medford, Massachusetts. Seine Vorträge und Diskussionen, die auch über youtube abgerufen werden können, sind perfekte Inszenierungen.

Die PowerPointPräsentationen, die Dennett dabei verwendet, sind hervorragende Beispiele für die goldene Regel im Kommunikationsgeschäft „weniger ist mehr“. Sparsam mit geschriebenen Worten, dafür mit umso mehr Bildern veranschaulicht der Professor seine Überlegungen.

In einem Vortrag, in welchem sich der bekennende Atheist über das Konzept des „intelligent design“ lustig macht, zeigt er das Foto einer Banane. Dabei erklärt er, dass diese Frucht das perfekte Beispiel für „intelligent design“ sei. Sie wäre ideal auf die Bedürfnisse des Verbrauchers Mensch eingestellt:

  • Farbcodierung für den Konsum (grün = unreif, noch nicht genießbar! Gelb = zum Verzehr geeignet! Braun = Achtung, besser nicht mehr essen!)
  • Leichte Schälbarkeit anhand der Aufrisslasche oben und der Perforation an den Seiten.
  • Perfekte Form zur leichteren Einführung in den Mund.

Natürlich ist Daniel Dennett ein Spötter, der sich über seine weltanschaulichen Widersacher lustig macht. Aber er tut dies auf eine sehr bildhafte und plakative Weise. Daher bleiben seine Beispiele und das, was er damit sagen will, im Gedächtnis hängen – so funktioniert erfolgreiche Kommunikation..!

Redseligkeit

„Ein so redseliges Vis-à-vis hat man selten.“ So beschreibt Oberstleutnant Thomas Stecher von der Kriminaldirektion 1 den Akademiker, der seine Frau, seine Tochter, seine Eltern und seinen Schwiegervater mit einer Axt ermordet hat.

Das Motiv: verspekuliertes Geld, finanzieller Ruin und die Scham über sein Versagen.

Der Täter wollte seiner Familie die Schande ersparen, einer Familie, in der Arbeit, Fleiß und Erfolg die fundamentalen Tugenden seien.

Warum ein Mensch, der von der Polizei beim Verhör als „redselig“ wahrgenommen wird, es in seinem gesamten bisherigen Leben nicht geschafft hat, mit den Menschen, die er liebt, offen über sich und seine Probleme zu reden, bleibt – vorerst – sein Geheimnis.

Dialog mit dem Unsichtbaren

Ich weiß nicht genau woran es liegt, dass sich Menschen daran stoßen, dass andere Menschen in den öffentlichen Verkehrsmitteln mit dem Handy telefonieren. Mich stört das eigentlich nicht.

Müsste aber nicht jeder, der sich gegen Handy-Telefonierer in den Öffis ausspricht, Gespräche überhaupt, also auch diejenigen zwischen zwei physisch Anwesenden, in U-Bahn, Bus und Straßenbahn verbieten? Oder stört den Kritiker bloß die Tatsache, dass er bei einem solchen „Dialog mit dem Unsichtbaren“ nur die Hälfte des Gespräches mitbekommt und die übrigen fünfzig Prozent in mühsamer Detektivarbeit rekonstruieren muss, um die ganze Story zu verstehen?

Was mir persönlich sehr wohl auf die Nerven geht, ist das häufige Klingeln und Piepsen bzw. der vielgestaltige Lärm der unzähligen Anruftöne, der nur im Ohr des jeweiligen Handybesitzers doppelte Freude hervorruft: Einmal wegen der Melodie per se und dann aufgrund der Tatsache, dass es jemanden gibt am anderen Ende der Leitung, der gerade an einen denkt.

Aber diese „Störung“ ließe sich durch Umschalten auf „lautlos“ plus „Vibrationsalarm“ leicht verhindern.

Die einzig wirklich drängende Frage, die sich mir stellt, wenn ich sehe, wie die „Kommunikation mit dem Handy“ zunimmt, lautet: Worüber unterhalten sich die Menschen, wenn sie irgendwann einmal tatsächlich auf einander treffen, wenn sie sich doch ohnedies permanent via Telefon auf dem laufenden halten?

Wer beim nächsten persönlichen Zusammentreffen genügend Stoff zum Reden haben will, sollte vielleicht darauf verzichten, die Zeit bis dahin am Handy zu verplappern und sie stattdessen lieber dazu nützen, etwas zu erleben, über das zu reden sich beim nächsten Treffen lohnen würde…

Netz-Café

Der Duft frisch gebrühten Kaffees und verführerisch leckerer Mehlspeisen liegt in der Luft. Papier knistert in den Händen schweigend in ihre Lektüre vertiefter Gäste. Hier und da ein Lachen, ein paar Wortfetzen, die sich mit dem „Klink-Klink“ abwechseln, das vom Schlagen eines Mokkalöffelchens oder einer Gabel gegen Tassen und Teller gleichsam aus dem Nichts in den Raum hinein erfunden wird.

Die Atmosphäre eines echten Wiener Kaffeehauses lässt sich nicht künstlich erzeugen oder virtuell nachbilden. Das Gefühl, eine Zeitung aus „Fleisch & Blut“, also aus Papier & Druckerschwärze, in Händen zu halten, ihren Geruch tief in sich einzusagen, vor und zurück zu blättern, ist einzigartig. Hier stößt unsere atemlose, beinahe unentrinnbar schnelle Gegenwart an die Grenzen eines geheimen Reiches freiwilliger Langsamkeit – und prallt an ihr ab.

Wenn ich gefragt werde, was ich an Wien liebe, so muss ich nicht lange nachdenken. Und dennoch gestehe ich: Auch ich kann der modernen Zeit nicht ganz entrinnen, will es auch nicht, da es einiges zu entdecken gibt im weltweiten elektronischen Netz, das es lohnt, „fremd zu gehen“.

Mein „Liebling“ ist

www.zeit.de

die Online-Version der wohl umfangreichsten Zeitung im deutschsprachigen Raum. Nicht, dass die „echte“ Zeit auch nur ansatzweise durch ihre kleine, elektronische Schwester ersetzt werden könnte. Aber immer wieder findet der ziellos umher flanierende Leser Geschichten, Hintergründe, Analysen und Schwerpunkte, die es rechtfertigen, sich hier auf zu halten. Übrigens: Ich glaube, mein „Apple“, mit dem ich mir die „Zeit“ von Zeit zu Zeit ins Haus hole, wiegt nur unmerklich weniger als die Originalausgabe aus Papier…

derstandard.at

ist bestimmt eine der attraktivsten „Seiten“ des Internet – aus Österreich. Informationen, Hintergrundstorys, Kommentare – wenn der Papier-„Standard“ nicht so gut in der Hand läge und sich durch seine lachsfarbene Andersartigkeit vom Rest der heimischen Medienwelt abheben würde, wäre ich versucht, zu sagen: Mir genügt die Internet-Version. Die kann ich weltweit lesen und fühle mich sofort zuhause – mit allen Vor- und Nachteilen dieser multimedialen „Heimatverbundenheit“…

teletext.orf.at und www.orf.at

Na klar, das musste ja kommen. In einem Land, wo der ORF – trotz diverser in- und ausländischer „Privater“ – nach wie vor ein fragwürdiges Monopolistendasein führt, komme auch ich nicht ganz umhin, mich seiner Angebote zu bedienen. Die Farbcodierung der ORF-Site ist einfach praktisch, das lässt sich nicht leugnen. Wer mehr, sprich: tiefer gehende Informationen sucht, darf hier natürlich nicht Halt machen. Die Online-Version des Teletext hat den Vorteil, dass sie knapp, also prägnant daher kommt und eine höhere Aktualität in kürzerer Zeit erreicht, sprich: Hier erfahre ich ziemlich am schnellsten, was sich in den letzten Minuten verändert hat. Wahrscheinlich liegt das daran, dass die „copy/paste“-erfahrenen Redakteure zwei Browserfenster neben einander offen haben: Ihr eigenes und dasjenige der APA…

Zurück ins „Ausland“:

Mit der elektronischen Version der „Neuen Zürcher“

www.nzz.ch

sympathisiere ich vor allem wegen der „Dossiers“ und Hintergrundberichte. In Zeiten, wo die Geschwindigkeit von Sein und dem darüber Nachdenken erschreckende Ausmaße annimmt, finde ich es anziehend anarchistisch, wenn ein Online-Medium wagt, Texte ins Netz zu stellen, für deren Lektüre man länger braucht, als für den Verzehr einer Mozartkugel – oder meinetwegen eines einzelnen Gipfels einer Toblerone…